Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Dieser Tage wird viel über ChatGPT gesprochen, einem Chatbot Prototypen, der auf maschinellem Lernen beruht. Dabei ist häufig die Rede von KI/AI (Künstlicher Intelligenz/ Artifical Intelligence). Allerdings ist das hier noch nicht der Fall. Das wirklich Entscheidende dabei ist auch nicht, ob die Software den sogenannten Turing Test besteht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Turing-Test
Viel wichtiger ist die Frage, ob Menschen dadurch Ihren Job verlieren können. Zumindest im Moment ist das bei ChatGPT und allen ähnlichen Softwares definitiv noch nicht der Fall. Aber so hoch spezialisiert muss es auch gar nicht sein, um Arbeitsplätze, wie man heute sagt, wegrationalisieren zu können. Das geht viel leichter heutzutage.
Technik Einzelhandel
Als ich vor einigen Jahren das erste Mal in den neuen Drogeriemarkt bei mir ging, hatte dieser 4 Kassen. Jetzt hat er nur noch zwei. Dafür aber 4 sogenannte Selbstbedienungskassen, an denen man mit Karte zahlen kann. Das spart Kassenpersonal. Viele Lebensmitteldiscounter nutzen ebenfalls bereits Selbstbedienungskassen. Wahlweise kann man da mit Karte oder Handy zahlen.
Besonders toll finde ich allerdings den digitalen Einkaufswagen, der ebenfalls bereits bei mir in der Nähe Einzug gehalten hat.
https://www.edeka.de/minden-hannover/unsere-region/easyshopper.jsp
Eine einfachere Technik ist der Barcode. Er hilft dem Warenwirtschaftssystem des Unternehmens zu erkennen, was verkauft wurde und wann und wie viel. Darüber hinaus hält er den Preis vor und viele andere Daten. Er hat den Einkauf revolutioniert und vereinfacht. Und er hat Arbeitsplätze gekostet. Und es gibt noch viel mehr. Sogar Geschäfte ganz ohne Kassen, wie sie Amazon gebaut hat.
https://www.sumup.com/de-de/business-guide/selbstbedienungskasse/
Und dann sind da ja noch die Regale. Noch müssen sie von Hand befüllt werden und Preisschilder angebracht werden. Aber wie lange noch?
https://ixtenso.de/logistik/automatisiertes-befuellen-von-regalen-im-einzelhandel.html
Das alles sind Änderungen, völlig ohne KI. Und das sind längst noch nicht alle.
Technik allgemein
Schon längst gibt es automatische Lager in allen Größenordnungen. Hier werden keine Lagerarbeiter mehr gebraucht, sondern Einrichter für die automatische Lagereinrichtung.
https://www.jungheinrich.de/systeme/automatische-lagersysteme
Aber auch das Verpacken Ihrer Bestellung in ein Paket/Päckchen etc. kann schon längst vollautomatisch laufen.
https://industrieservices.de/services/fulfillment/automatisiertes-warenlager
Es gibt Roboter für viele Anwendungen. Schweißroboter in der Autoindustrie. Und sogar Häuser können bereits von Robotern gebaut werden.
Tröstlich immerhin, dass für die Fenster und das Dach bzw. die Dachziegel, der Mensch gebraucht wird. Aber auch hier. Wie lange noch.
https://www.kuka.com/de-de/branchen/automatisierter-modularer-hausbau
Marktführer
Da passt es natürlich perfekt, dass ein Land besonders weit vorne ist im Bereich der Automatisierung und Roboter. Nämlich wir. Allerdings wurde eine der führenden Robotikfirmen (Kuka) an China verkauft.
Die Branche ist hoch spezialisiert und stellt sehr hohe Anforderungen an die Arbeitnehmer. Ingenieure, Techniker und Forscher. Ideal für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Sache hat nur einen Haken. Nicht jeder ist ein Ingenieur etc. Diese Branche alleine wird also den deutschen Arbeitsmarkt nicht retten. Die Solarindustrie wurde vorsätzlich von der Politik kaputt gemacht. Klimatechnik könnte eine Zukunftsbranche werden. Wenn man allerdings sieht, wie sich vor allem FDP, aber auch SPD, von CDU/CSU will ich gar nicht reden, gebärden, dann kann es gut sein, dass wir auch diesen Zug verpassen.
Roboter versus KI
Noch ist der größte Feind der Arbeitnehmer der Roboter. Aber in den nächsten 10 – 20 Jahren könnte sich auch das ändern. Noch gibt es keine echte KI. Keine selbstständig funktionierende und agierende Maschine a la Data aus Star Trek/Enterprise Next Generation.
https://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_im_Star-Trek-Universum#Lieutenant_Commander_Data
Aber machen wir uns nichts vor, irgendwann wird es auch sowas geben.
Privilegiert
Nicht jeder ist zum einen dazu geeignet, zu studieren, ein Techniker oder Forscher zu werden. Und nicht jeder kann sich, selbst jetzt schon, die dazu erforderliche Ausbildung leisten. Die Schere zwischen Arm und Reich wird auch in Deutschland immer größer. Und damit auch der Abstand bei der Bildung.
Einige Parteien fördern ausschließlich den Wohlstand Ihrer Klientel. Die FDP ist hier wohl das beste und abschreckendste Beispiel. Aber was nutzen all diese Privilegien, wenn es keine Konsumenten mehr gibt?
Konsum und Bürgergeld
All das, was Roboter produzieren, muss auch gekauft werden. Das geht aber nur, wenn es auch Konsumenten gibt. Und ein Konsument ist man nur dann, wenn man Geld hat. Wenn uns aber die Roboter die Arbeit wegnehmen oder eine so hohe berufliche Spezialisierung erfordern, die nur noch wenige Menschen in der Lage sind zu erbringen, wer soll dann noch konsumieren. Mit dem Bürgergeld geht das nicht! Das Bürgergeld reicht zum Überleben, gerade so. Mehr nicht. Zum Konsumieren braucht es aber deutlich mehr. Doch wie will man das erreichen?
Robotersteuer
Eine der Forderungen der Piratenpartei ist die Robotersteuer. Sie wird fällig, wenn Maschinen/Roboter/KI Arbeitsplätze vernichten. Leider wird darüber so gut wie gar nicht gesprochen. Aber so langsam ist es an der Zeit, dass wir uns Gedanken darüber machen. Spätestens, wenn es den Einzelhandel nicht mehr gibt, weil der den Kürzeren gezogen hat gegenüber dem Versand-Onlinehandel, oder uns der Robotkellner im Restaurant bedient, wird die Gruppe derer, die sich dann noch etwas leisten kann, dramatisch geschrumpft sein. Eine Robotersteuer kann dem entgegenwirken, in dem sie z.B. zur Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommen genutzt wird.
Ullrich Slusarczyk
About
Ullrich Slusarczyk 1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem. Mastodon
Kommentare
5 Kommentare zu Wenn der Mensch überflüssig wird
Ich gehe davon aus das KI vor allem in den Bereichen Verwaltung, Bürokratie, Forschung und Überwachung von Menschen sehr viel automatisieren wird. Jobs im Handwerk werden weniger betroffen sein. Man sollte beachten das diese Entwicklung mit exponentieller Geschwindigkeit verlaufen wird. Ki die heute einen Job nicht erledigen kann wird in wenigen Jahren mühelos dazu in der Lage sein.
Dies wird vor allem die Wissens und Daten Arbeiter ereilen. Denn es wird dann ChatBOTs geben die gewisse Dinge effizienter und schneller und besser können als jedweder Akademiker.
Robotersteuer halte ich für unmöglich durchzuführen denn die Produktivität eines Roboters lässt sich nicht pauschal messen. Wie viel Steuern müsste dann eine kleine Nähmaschine Zahlen, wie viel ein Industrieroboter bei VW. Wie wird das gerechnet wenn die Firma die Roboter im Ausland betreibt wo diese Steuer nicht fällig wird. Also soll diese Steuer dann nach dem Gewicht der Maschine erhoben werden, nach ihrem Stromverbrauch oder welche Metrik soll dafür dienen. Diese Antworten bleiben Piraten schuldig und entsprechend ist diese Forderung dann auch noch recht oberflächlich.
Durch Robotik Steuer würde ja zudem auch der technische Fortschritt gebremst da so die Ausbeutung von Menschlicher Arbeitskraft im Vergleich zum Maschineneinsatz gefördert wird. Ein Land mit Robotik Steuer würde somit im Technischen Konkurrenzkampf mit anderen Ländern weiter zurück fallen.
Doch, man kann errechnen, wie viele Menschen durch einen Roboter ersetzt werden. Daraus ergibt sich die Produktivität, etc. Dass sogar der technische Fortschritt durch eine Robotersteuer gebremst wird, halte ich für eine sehr verwegene Aussage. Es wird immer Berufe geben, die nur von Menschen gemacht werden können. Aber die Zahl dieser Berufe sinkt kontinuierlich! Und je weniger Menschen arbeiten, umso weniger Menschen verdienen auch Geld. Und ohne Geld kein Konsum!
Mehr Robotik führt ja auch dazu das die Produktpreise sinken da die Hersteller günstiger produzieren können. Beispiel: Getreide ist heute viel günstiger als vor 200 Jahren da es nicht mehr von Hand angebaut sondern Maschinell gesät und geerntet wird. Die Kaufkraft ist also gestiegen und nicht mehr so viele Menschen wie früher müssen als Bauern arbeiten.
Die Kosten für eine Maschinensteuer würden die Unternehmer auf den Endpreis umlegen. Die Preise würden dadurch steigen und somit die Lebenshaltungskosten für die gesamte Allgemeinheit steigen. Wenn vor 100 Jahren eine Traktor Steuer eingeführt worden wäre, dann wäre der Getreidepreis am Markt um genau diesen Wert der Steuer gestiegen. Es hätte also weniger Wohlstand für alle und mehr Armut gegeben. Eine Maschinensteuer hat also die gleiche Wirkung wie die Mehrwertsteuer allerdings mit der toxischen Nebenwirkung das Sie Investitionen in moderne Technologien bestraft und deren Einsatz somit verhindert.
Zumal eine Mehrwertsteuer ohnehin Sozial Ungerecht ist da Sie wie eine Flat Tax wirkt.
Die Aussage über die Getreidepreise und Bauern ist in wirklich jeder Hinsicht falsch! Siehe hier: https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/warum-gibt-es-immer-weniger-landwirtschaftliche-betriebe Die Aussage, dass eine Maschinensteuer die Preise erhöhen würde, halte ich ebenso für falsch. Das Einführen von Robotern spart den Unternehmen bares Geld. Ich bezweifele aber schwer, dass sie dafür die Preise senken. Und wenn auf 10 Millionen Menschen nur noch 1 Million Arbeitsplätze kommen, wie bzw. wovon konsumieren dann die 9 Millionen Menschen ohne Arbeit?