Manchmal wird der Sperling vom Leben rechts überholt. Als Guttenberg damals wie ein Untoter wieder erschien und “Ich mach mal auf Internetberater” rief, war das so ein Moment. Nun, zumindest beherrschte er Deutsch und English in verständlicher Form, eine Peinlichkeit weniger.
Was der Flattermann aber heute las, warf ihn nicht nur von der Schaukel: Günter Öttinger wird Kommisar für “Telekom, Internet und digitale Inhalte” – er fiel vor Lachen das erste Mal komplett und vollständig aus seinem Nest und direkt aufs Kreuz.
Zur Erinnerung: Der Mann, der immer auf der Seite der Überwacher stand, der Mann, der Filbinger statt als Nazi-Mitläufer (wenn nicht Mittäter) zum Freiheitskämpfer hochstilisierte, der Mann, der als Volksvertreter aller Bürger (also auch der Nicht-Schwaben) weder die deutsche und schon gar nicht die im internationalen Umfeld essentielle englische Sprache beherrscht, ausgerechnet der soll sich um das für die “alte” und “neue” Wirtschaft, die sich entwickelnde international freie Gesellschaft und unser aller Bürgerrechte wichtige Ressort kümmern?
Der Flattermann überlegt kurz, dann blieb ihm das Lachen im Halse stecken. Ihm wurde klar: Öttinger wurde längst umgebracht, es konnte sich nur um eine Sockenpuppe handeln. Irgendwo muss die Hand von Schäuble, Merkel, Friedrich, Ziercke oder dem NSA-Chef in Öttinger drin sein.
Die Öttingerpuppe wird alles tun, was dem Puppenspieler gefällt – neue Befugnisse für die Schlapphüte (die man entweder Naziversteher, unfähige Vollpfosten oder systemstützende Pseudo-Verfassungsschützer nennen sollte), mehr Rechte für ISPs gegenüber den Endkunden, weniger Freiheit für das Internet, ein europäisches Leistungsschutzrecht (das man an sich Lex Springer/Bertelsmann nenne sollte) und so weiter …
Dasselbe mussten sie mit Guttenberg gemacht haben, nur am lebenden Objekt. Aber wie wir alle wissen, funktionieren Prototypen nicht immer und nach seinem peinlichem Abgang war der Versuch, nach dem Re-Design eine neue Version auf den Markt zu bringen, zum Scheitern verurteilt.
Und genau darum haben sie Öttinger komplett ersetzt, ohne Re-Design und deshalb auch mit altem Soundsystem. Also wenigstens daran hätten sie arbeiten können, echt!
Kommentare
3 Kommentare zu Aus dem Nest gefallen XI
Die machen doch eh was die wollen aber nicht mehr lange mit uns. das erste was wir denen vergrätzen werden ist CETA,TTIP und TiSA. So langsam wird die Luft für die Lobbvistenfans dünner. LG Ingo
Manchmal (und immer oefter) ist Politik bzw. sind deren “Vertreter” einfach nur peinlich. Es hat sich ein neuer Polit-Adel entwickelt, der jetzt schon genau dieselben Degenerations-Erscheinungen zeigt wie eine richtige Inzucht…
Moin, wir haben schlechte Politiker, keine Frage. Das mag auch daran liegen, dass die Auswahl für höhere Staatsämter immer dünner wird. Denn das Thema “Politikverdrossenheit” hat zwei Seiten: eine sinkende Wahlbeteiligung und wenige Interesse an politischen Einsatz. Das war in der Gründungsphase Deutschlands mit Politikern mit ungradlienigen Lebensläufen anders (denk nur an Brandt oder Wehner), auch nach der Wende in der DDR fingen viele Menschen an sich für Politik zu interessieren und sich dort zu engegieren (Merkel und Gauck sind nur die bekanntesten Beispiele einer ganzen Reihe von Politikern). Viele sind stromlinienförmig, die klassische Politikerlaufbahn lässt sich heute mit “Kreissaal, Hörsaal, Plenarsaal” zusammen fassen. Lebenserfahrung wird so nicht gesammelt. Wir Piraten sind (auch) angetreten, der Politik hier eine Frischzellenkurz zu verpassen.
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