Vorneweg: Ich bin gerne PIRAT.
Ich will mich in einer Partei engagieren, die so viel Potential hat wie es die PIRATEN besitzen. Ich freue mich, dass man hier schnell nach seinen Fähigkeiten gefördert und gefordert wird. Dies findet man in anderen Parteien nicht so, wo Standesdünkel und das Vitamin B das Entscheidende sind. Ich sehe mich als sozialliberal an und habe meine linksanarchistische Attitüde damals, als ich mich Studiumstechnisch mit der Materie beschäftigte, abgelegt.
Klar will ich eine andere Welt. Klarmachen zum ändern spricht nicht nur mir aus der Seele. Deswegen bin ich nach langem hin und her in die Partei eingetreten. Doch eine Sache habe ich vor Ort und auch an anderen Stellen in der Partei gesehen und die regt mich auf. Ich bin traurig und enttäuscht darüber und denke, dass wir PIRATEN da etwas ändern müssen: Die mangelnde Professionalisierung und das einige denken, man ist in einer unverbindlichen Sache drin, regt mich auf. Es wird keinerlei Verantwortung von manchen auch hohen Funktionsträgern übernommen und die dort gelebte laissez-faire Attitüde, welche unserer Generation von ihren Kritikern vorgeworfen wird, ist erschreckend.
Politik ist ein ernsthaftes Geschäft. Wir alle machen Politik, weil wir etwas bewirken wollen. Wir sind mit dem Status Quo unzufrieden. Wir wollen etwas ändern, dass ist unser Motto und unsere Überzeugung.
Wenn sich Leute hinstellen und ein „Bombergate“ und ein “Molligate” verursachen, ist es nach den Regeln des politischen Anstands nur zu klar, dass dafür personelle Konsequenzen getragen werden muss. Man muss, wie auch im echten Leben und im Beruf, für einen Fehler gerade stehen.
Wenn jemand der für den BuVo kandidiert, plötzlich es sich anders überlegt und aus der Partei austritt kann man nicht erwarten oder einklagen, dass sein Interview von der Flaschenpost gelöscht wird, sich dabei auf seine Persönlichkeitsrechte berufen und andernfalls juristische Schritte ankündigen. Man sollte vorher überlegen, welche Konsequenzen es hat wenn man sich für etwas aufstellt und was dazu gehört.
Diskussionen erinnern einen teilweise an wüste Flamewars im Heise-Forum. Wenn in meiner Heimatstadt die PIRATEN lang und breit diskutieren ob und wie sie Wahlkampf machen wollen, aber einen Monat vor der Wahl nicht mal ein Konzept dasteht – dann sollte man sich Gedanken machen. Dann sollte man sich auch nicht über 2 Mandate im Stadtrat freuen und erst einmal eine groteske Diskussion über Fraktionsbildung und anderes auf einem Stammtisch führen zu dem Interessenten kommen die dann zu Recht abgeschreckt von unserer doch so schönen Partei sind. Dies stellt alle diejenigen die an die Partei glauben und für ihre Ziele kämpfen in ein schlechtes Licht.
Das man einen BuVo hat, der monatelang arbeitsunfähig ist und man nicht schnell aus dieser schlechten Lage kommt ist auch bezeichnend für die Mangelnde Ernsthaftigkeit mancher in der Partei. Um Politik zu machen muss man sich einbringen. Das tun viele von uns mit Herzblut wie auch ich. Ich freue mich über das gute Klima in einigen Gebieten der Partei und es macht mir Spaß engagierte Mitglieder zu treffen von denen ich noch so viel lernen kann.
Leider sind es die leisen, die welche nicht gehört und gesehen werden. Sie leiden unter dem Chaos und der Mangelnden Struktur, wie auch der vermissenden Ernsthaftigkeit einer Minderheit in der Partei.
Wir PIRATEN müssen als Partei noch viel lernen, wir brauchen Strukturen und ein professionelles Personal. Wir sind da um unserer Generation einer Lobby zu geben. Wenn Katharina Nocun schreibt, dass unsere Generation keine Lobby hat, hat sie recht. Doch dafür sind gerade wir PIRATEN da, wir sind die Lobby unserer Generation und wir müssen laut und stark sein damit wir gehört werden. Wir kennen die Lebenswirklichkeit von vielen, die sich mit dem Status Quo nicht identifizieren können, wir müssen in die Lage kommen etwas zu ändern.
Wir haben nach Halle einen langen Weg vor uns und wir dürfen nicht das Trennende sehen, sondern das was uns PIRATEN alle verbindet: Die Hoffnung auf einen Wandel und die Verbesserung der Zukunft. Wir können unserer Generation wieder einen Platz zum Träumen geben und ihnen die Würde geben, nach welcher sie sich sehnt. Dafür brauchen wir in Halle das richtige Personal und eine neue Kultur in dieser Partei. Wir PIRATEN müssen uns klar werden wohin wir gehen wollen. Politisch brauchen wir Ziele und Träume.
Ich bin in der Partei weil ich will, dass unsere Generation wieder träumen soll. Dies haben wir in einer Gesellschaft, in der viele sich alleine fühlen, verlernt. Es ist mittlerweile verpönt zu träumen und neue Ideen zu artikulieren, alles soll dem Sachzwang untergeordnet werden. Doch dies ist für uns nicht die Politik wie wir sie sehen und brauchen – unsere Generation will das große Ganze. Wir sind wild.
Wenn in Liedern über unsere Generation gesungen wird, das wir „young and free“ sind, trifft es den Nagel auf den Kopf. Wir müssen und wollen uns politisch erproben und jetzt ist die Zeit wo wir uns auf die politische Bühne begeben. Dabei müssen wir uns von liebgewonnenen Verhaltensweisen aus der Jugend verabschieden. Wir können nicht nur einfach so drauf los flamen und beleidigt aus der Partei treten, wenn es mal nicht so läuft wie wir uns es vorstellen. Politik ist Kompromiss und das lernen wir hier in der Partei.
Es ist schädigend wenn einige meinen ihre Minderheitenmeinung und ihre Sichtweise der Partei überzustülpen und Diskussionen darüber ablehnen. Wir brauchen eine faire Diskussionskultur und wir können nicht Politik nur durch Tweets machen. Der arabische Frühling hat uns die Illusion gegeben, dass man mit Facebook und Twitter ein System zum einstürzen bringen kann. Dies war aber nur möglich, weil die Leute auch auf die Straße gingen und sich in der realen Welt konstruktiv dafür einsetzten, dass sich der Status Quo ändert.
Wir PIRATEN bringen neuen Wind in die Politik und dabei müssen wir das Gemeinwohl im Auge haben und unsere Streitigkeiten beiseite legen. Wir brauchen wie ich schon sagte, eine neue Kultur. Wir müssen Toleranz und Akzeptanz gegenüber den andersdenkenden in der Partei pflegen und ihnen die Möglichkeit geben, dass sie offen ihre Meinung äußern können. Wir müssen von Scheindebatten weg kommen und hin zu den Menschen und dem was sie bewegt.
Wir haben die Möglichkeiten etwas in diesem Land zu verändern. Wir müssen es nur angehen und dafür uns aus unserer Scheinwelt befreien und in die politische Realität eintreten. Dann wird es auch vom Wähler honoriert, denn viele haben auf frischen Wind wie wir PIRATEN ihn darstellen nur gewartet – das haben frühere Wahlergebnisse und Umfragen ergeben.
About Schoresch Davoodi
Schoresch Davoodi 30. Juni 1981 geboren. Studium der Politikwissenschaften und Geschichte in Bochum. Publikationen für die EPU in Stadtschlaining (Österreich). Interesse an Politik allgemein und Außenpolitik im Besonderen. Ich bin sozialliberal Eingestellt. Privat spiele ich Shadowrun und Blogge.
Kommentare
3 Kommentare zu 6 Wochen PIRAT ein Fazit
5 Cent als “Neu-Pirat”dazu.. Vor sehr langer Zeit habe ich jeder parteipolitischen Arbeit den Rücken gekehrt, weil ich von dem Szenario, daß mit dem A**** von Extremisten niedergerissen wird was man mühsam aufgebaut, die Schnauze gestrichen voll hatte. Mit Freude und Interesse dann den “Aufstieg” der Piraten wahrgenommen. Aber die Befürchtung daß genau das Eintritt was eingetreten ist, nämlich die Okkupation einer Idee von Freiheit durch Sektierer und Extremisten im negativsten Sinne, hat mich von Mitgliedschaft und Mitarbeit abgehalten. Nach einer Piraten-Veranstaltung im Sommer letzten Jahres hab ich für mich entschieden daß es noch den Hauch einer Chance gibt für freiheitliche/sozial-liberale Positionen zu arbeiten. Und ganz bewußt hier einzutreten und mitzumachen da ich die NRW-Piraten für den “vernünftigsten” LV halte und der örtliche KV ziemlich nah an meiner eigenen “Denke” agiert.
Aber, und das ist für mich der derzeitige Stand, ich sehe keine Chance auf Bundesebene für die Piraten. Zumindest solange es keine klare Positionierung gibt, die sich an der Basis orientiert und sich deutlich gegen jede Form von Extremismus (egal ob rechts oder links) ausspricht. Ob es diese Chance nochmal gibt… Keine Ahnung. Aber: Es gibt die Chance auf lokaler Ebene. Eben LV und KV. Und solange die Piraten dort mit guter Arbeit überzeugen und die Chancen der KW nutzen habe ich noch Hoffnung. Und ich hoffe daß Piraten, die sich ewig den Arsch aufgerissen haben, nun nicht kapitulieren, sondern auf dieser Ebene mitziehen. Ob das Interessengebilde am Ende der Legislatur dann noch Piraten heißt ist mir persönlich egal. Wichtiger ist daß die eigentliche Idee der Piraten nicht verlorengeht. Ich halte es da mit Arthur Feldmann: “Niemand sah den Stein ins Wasser fallen.Langsam verbreiten die Kreise die Botschaft.” vor 2 Stunden
Liebe Piraten, ich habe wirklich sehr lange überlegt, ob ich mich per Mail (oder sonstwie schriftlich) nochmal melden soll, aber natürlich kann ich mich (wie schon seit zig-Jahren) nicht mehr zurückhalten. Ich war sehr begeistert von den piratigen und basis-demokratischen Ideen und bin damals deshalb auch gleich in die Partei eingetreten. Vielleicht zu schnell im Überschwang. Die Mitgliedschaft habe ich mittlerweile wieder aufgegebe in der Erkenntnis, dass Parteipolitik nichts für mich ist, und der “Mitmachfaktor” bei den Piraten ebenso klein geschrieben wird wie bei den anderen Parteien auch. Zu obigem Beitrag möchte ich noch bemerken, dass der Tenor der Ausgrenzung von bestimmten Gruppen (in diesem Fall die der die älteren Mitbürger) mich sehr erschreckt hat, weil dort ein ziemlich starkes Loblied auf die Jugend gesungen wird. (Bemerkung: Ihr werdet auch mal älter, wer hätte das gedacht?) Ich hatte halt gedacht, dass die jüngeren Piraten mittlerweile durch Erfahrung etwas toleranter geworden sind als wir jungen Leutchen es damals waren. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich fürchterlich intolerant war, die berühmte “Arroganz der Jugend” halt und meine älteren Mitbürger wahnsinnig gemacht habe, obwohl ich jetzt in meiner Altersklasse (60+) immer noch als hochgradige Querulantin bzw. Sonderling gelte. Fazit: Ich verfolge weiterhin mit Interesse das Piratentun und werde – sobald ich die Möglichkeit dazu sehe – mich wieder einmischen. Vielleicht werde ich für Kärrner-Aufgaben doch noch gebraucht? In Unbescheidenheit grüßt mit guten Wunschen für einen Wiederaufbau im Sinne einer besseren Gesellschaft Eure Ex-Piratin Brigitte
Brigitte, jeder wird gebraucht , der sich selbst braucht. Es erscheint mir, dass die Piratenpartei (leider) von sektiererischen Kampfgruppen uebernommen wurden, die ihre Meinung z.B. zum Thema EU-europa durchsetzen wollen. (Jetzt haben sie Juncker, den Verraeter der Europaidee als Commissionspraesident!). Leute, die viel Zeit haben, sich als Parteisoldaten zu profilieren , die eventuell schon von dem Milliardaersregime der Ultraliberalen Gelddiktatur eingekauft sind. Die Piraten – so ich das sehen kann von der ferne- sind unfaehig, zeitnahe Analysen und Positionen zu liefern zu Themen wie Ukraine (Assoziationsabkommen mit der EU via Buergerkrieg, der in westmedien verschwiegen wird), die Belastung der Finanzarchitektur durch ultraliberale Wahnvorstellungen, usw, usw. Darum gehts und nicht um naive schoendenkerei der Welt. Ich war gerade im Westteil der Ukraine und kann gerne einen (subjektiven) Bericht der Lage fuer euch schreiben, wenn ihr das wollt. hasta luego, Pavel
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