Der Sperling ist im Schreibfieber, im Zuge der Wahlberichterstattung las er den Satz: “In der Mediendemokratie ist Politik die hohe Kunst der Abwägung zwischen dem was man will, dem was man erreichen kann und dem was die öffentliche Meinung akzeptiert” gelesen. Und wenn er so aus seinem neuen, frisch gestrichenem Nest auf die unter ihm liegende Partei guckt weiß er, das dieser Satz seine Berechtigung hat.
Er kennt, wie wir alle, unsere Ideale, unsere innersten Wünsche und wichtigsten Ziele und er weiß: Wir können sie nur erreichen, wenn wir gewählt werden. Wir werden aber nur gewählt, wenn die Bürger uns vertrauen oder zumindest der Meinung sind, das wir es besser machen als die anderen. Doch getreu dem Motto “Und willst du nicht meiner Meinung sein, dann flame ich dir die Timeline ein” haben wir das bestehende Vertrauen verspielt. Und ohne Sinn und Verstand machen einige unverbesserliche immer weiter, auch nach der Europawahl, weil sie sich einbilden sie hätten Oberwasser.
“Aber, … aber, … wird nicht jeder Versuch, eine positive öffentliche Wahrnehmung zu etablieren, von diesen miesen Schreihälsen zunichte gemacht?” fragt er seinen neuen Spiegel “wie sollen uns die Bürger vertrauen, wenn wir so miteinander umgehen?” Der Spiegel dachte nach und sagte “Viele Schreihälse kennen keine Kompromisse, die Kunst des Kompromisses ist aber Wesensinhalt jeder erfolgreichen Politik. Und wenn man dabei auch noch seinen Grundwerten verpflichtet bleibt macht man auch glaubwürdige und authentische Politik.”
Tja – und da sieht der Sperling das Problem: Kaum einer der Krawallmacher ist zu einem Kompromiss oder der Zusammenarbeit mit jemanden bereit, der eine (tatsächlich oder nur angenommen) andere Meinung hat. Niemand bremst die Schreihälse und keiner haut auf den Tisch – weil sich das in einer freiheitlich orientierten Partei einerseits verbietet und weil das andererseits nicht geht.
Wenn man sie schon nicht stoppen kann darf man Ihnen zumindest nicht die öffentliche Wahrnehmung unserer Sache überlassen. Wir als Partei sollten einfach nur interessanter oder lauter sein als diese Vollspacken. Wir könnten z.B. die Energie, die in einer Vielzahl an Blogs, Publikationen, Websites, Print-Produkten, Pressemeldungen, Pressteams, Redaktionen, Einzelkämpfer auf Bundes-, Landes- und Lokalebenen (und auch die Produkte die von außen in die Partei hinein strahlen) bündeln.
Wir haben auf Bundesebene als “offizielle Verlautbarungen” die PMs der Bundespresse, Artikel auf der Bundeswebsite, Publikationen auf dem Portal des Bundesvorstandes, die Flaschenpost, das Krähennest, “Piraten wirken” und unzählige Blogs und Podcasts einzelner Piraten. Dazu kommen bundesweit aktive, externe Produkte wie der Kompass. Dazwischen schwebt der Piratenmond.
Parallel oder gegeneinander zu arbeiten – egal ob, aus persönlichen oder politischen Gründen- ist aber unklug, wenn nicht gar schädlich, vor allem aber ineffizient.
Macht das Sinn? Der Sperling sagt “!” (was soviel bedeutet wie “totaler Schwachfug”).
Kommentare
2 Kommentare zu Aus dem Nest gefallen VIII
tscha, wenn die “faulen und satten” wähler nicht währen!
https://twitter.com/wollhexe68/status/472488076171042818
kann man(n) machen – aber wähler anmachen quittiert der bürger eben auch.
Kleine Überlegung am Rande, lieber Sperling. Natürlich besteht eine Partei aus ihren Mitgliedern, aber wenn sie nur deren Interessen wiederspiegelt – dann macht sie “Klientel-Politik”. Wie kann man die Interessen, Meinungen und auch Gefühle der Mitglieder und Sympathisanten “massentauglich” machen? Da geht es wohl weniger um den Kompromiss – es geht m.E.n. darum diese verständlich zu kommunizieren. Da muss natürlich jede/r die Themen erst mal selbst verstehen und nicht nur plakativ nachplappern. WählerInnen sind nicht per se faul und satt (@das Stimmvieh) oder uninteressiert. Sie sind desillusioniert, weil sie immer an gebrochene Versprechungen denken und sich an Politiker erinnern die sich als Interessenvertreter des Volkes darstellten und dann nur ihrer Karriere folgten. Ich hab schon mal irgendwo geschrieben, dass bei uns manche “Themen statt Köpfe” als “Rübe ab” verstehen. Wie sollen also WählerInnen verstehen, dass es bei uns anders ist (ist es das wirklich?), dass wenn “köpfe” angegriffen werden es nicht um kleinliches Karrierestreben geht. Aus ihren Erfahrungen heraus geht es nur darum. An “die Sache” mögen sie nicht glauben. Ehrlich gesagt mag ich “gläubige” WählerInnen nicht – ich möchte lieber “verstehende”. Da gibt es viel zu tun – für uns.