Seit nunmehr fast fünf Jahren beobachtet und arbeitet der Autor mit und für diese Partei – lokal, regional, auf Landesebene, Bundesebene … für einen BuVo, am BPT, für Pressegruppen … und dabei sind ihm zwei weitere “Arten” von Piraten (mit größeren Überschneidungen zu “Piradikalen” und “Gemäßigten”) aufgefallen, von denen er eine für problematisch hält. Er nennt sie “Aktive” und “Aktivisten”. Zu einem Verständnis der von ihm beobachteten Sachlage gehört erst einmal eine ordentliche Begriffserklärung:
Aktive
Unter einer/m “Aktiven” versteht er diejenigen, die um der Sache willen mitarbeiten und Verantwortung übernehmen. Zu finden sind sie auf allen Ebenen, nicht alle sind Parteimitglieder. Sie haben zwar persönliche Anliegen, sind aber in der Lage, auch bei anderen Themen konstruktiv und produktiv mitzuarbeiten. Darunter sind auch mal Eigenbrötler oder Menschen mit einem etwas auffälligem Verhalten, doch gerade weil wir die Piraten sind, gelingt es uns sie zu integrieren.
Aktivisten
Unter “Aktivisten” versteht er diejenigen, die um ihrer selbst willen oder wegen eines einzelnen Themas aktiv sind. Verantwortung wird von ihnen dann übernommen, wenn damit sie selbst oder das Thema transportiert werden können, Themen und Personen, die sie nicht interessieren, werden ignoriert oder sogar bekämpft, wenn sie dem eigenen Fortkommen oder Thema im Wege stehen (könnten).
Wo ist das Problem?
Das Problem sieht der Autor darin, das sich “Aktivisten” nicht wirklich für die Ziele der Partei engagieren und sich oder ihr eigenes Thema nicht zurückstellen können. Ihr politisches Handeln dreht sich zu stark um das eigene Sein oder das Thema – sie sind de facto individualistische Egoisten, die die Partei als Krücke für ihre eigenen Ambitionen nutzen. Dabei sind sie nicht per se unsozial, Spinner oder Eigenbrötler, manche sind sogar charismatisch und schaffen sich einen Freundeskreis, der sie bedingungslos unterstützt – nichtsdestotrotz sind sie nicht am Gesamtbild interessiert und schaden auf Dauer mehr, als sie nützen. Gelegentlich finden sie genug Anhänger und werden in Ämter gewählt – erst später stellt sich dann ihre wahre Natur heraus.
Was können wir tun?
Erkennen, nicht in Positionen wählen in denen sie dem Gesamtbild schaden, aber die produktiven Fähigkeiten nutzen, wäre die beste Lösung für alle. Das Problem ist aber das Erkennen – lokal oder regional ist das relativ leicht, die Teilnahme oder Abwesenheit bzw. monothematische Ausrichtung der Aktivisten fällt beinahe sofort auf. Schwieriger wird es auf Landes- und Bundesebene, denn durch die Enträumlichung der sozialen Beziehungen sind nicht wenige Kandidaten für Ämter und Mandate dem größeren Teil der Parteitagsteilnehmer eher unbekannt. Bei einem Mangel an starken/bekannten Kandidaten (bzw. nach deren “Ausbrennen”) kommen vermehrt Aktivisten in Positionen, in denen sie nicht primär für die Partei, sondern vor allem für sich bzw. ihr Thema wirken.
Es hat noch nie geschadet, sich vor Wahlen genau über die Kandidaten zu informieren, in Anbetracht der aktuellen Lage hält es der Autor für immer wichtiger, sich mit allen Kandidaten auseinanderzusetzen und nicht nur den zu wählen, der auf dem Parteitag eine nette Rede hält, in der alles gut klingt.
Ja, das ist Arbeit, ja, das kostet Zeit und Energie. Aber die Arbeit, die Energie und die Sympathie außerhalb der Partei, die uns faule Äpfel im Korb kosten, ist ungleich höher und verlorenes Vertrauen wieder zurück zuerlangen ist ungleich schwerer.
Kommentare
4 Kommentare zu Von “Aktiven” und “Aktivisten”
aus meiner sicht ist das quatsch. das sind Formen von Motivation und worum es geht, das wäre eine Analyse von Grenzverletzungen und Arten der verletzenden Grenzüberschreitung. diese Art von Analyse führt nur dazu, dass jetzt auch noch Arten von Motivation bekämpft werden – wohingegen der “Kampf” selbst unter die Lupe gehören würde…
@ins_pirat
Für jeden gibt es einen Platz in einer Partei. Die Aktiven da, wo sie das tun was sie am besten können. Die Aktivisten da, wo sie ihr Thema maximal voranbringen können, ohne der gesamten Sache zu schaden oder zu stark Ressoucen zu binden, die für andere Aktivitäten benötigt werden.
Haben Aktive wie Frau Weisband oder Aktivistinnen wie Frau Nocun der Partei genutzt oder geschadet? Ich sehe bei beiden vor allem großen Nutzen. Es kommt auf die Menschen an, und darauf, wie sie Aktivitäten und Themen rüberbringen und umsetzen.
Es mag zwar sein, dass negativ Aktive geringere Schäden produzieren können wie negative Aktivisten, wobei ich beim Orgastreik lernte, dass auch negativ Aktive schwere Schäden anrichten könnten, insbesondere in Schlüsselpositionen, aber die Gleichung Aktiv=gut und Aktivist=böse ist falsch.
In beiden Fällen, bei Aktiven wie Aktivisten, ist natürlich durch funktionierende Strukturen sicherzustellen, das die Aktionen und Aktivitäten nicht den Zielen der Partei eher schaden als nützen. Daran, und vor allem daran krankt es doch bei den Piraten. Irgendjemensch tun Dinge, aus Gründen. Die Gründe weiß oft nur er selbst, twitterabkürzungsmäßig werden die Gründe auch gar nicht so vertieft diskutiert, das “Dinge tun” steht im Vordergrund. Gründe sind aber genau so wichtig wie die Aktivitäten selbst, und vor Start von Aktionen auszudiskutieren, nicht nur in der eigenen bubble, in der eh alle uneingeschränkt zustimmen, sondern auch mit anderen Menschen, die abweichedne Meinungen hierzu haben. Nur so kommt man zu erfolgreichen Wahlkämpfen, Programmen, politischen Aktivitäten. Das überzeugt dann auch den Wähler.
Da sagst bzw. schreibst du was kritischer Beobachter was sich wie ein roter Faden durch fast alle Bereiche zieht. Aktiv=gut oder Aktivist=Böse ist natürlich für uns, die Nachfahren der Preußen, eine echt tolle Sache. Natürlich ist das genauso falsch wie Rechts=Böse und Links=Gut oder ähnliche Vergleiche aber es ist ja so schön praktisch weil es eine klare Linie vorgibt. Dann lässt sich ja auch so schön rekursiv argumentieren ohne das dein Gegenüber merkt was du ihm da auftischst. Darin liegt auch teilweise der Erfolg dieser Denkweise. Ich muss gestehen das ich früher ebenfalls Dinge auf diese einfache Art und Weise betrachtet habe und mich dabei immer noch erwische. Erschreckend sind dann die Auswirkungen da viele Andere es ebenfalls tun.
Hallo kritischer Beobachter,
ich befürchte das du etwas missverstanden hast – Aktivisten, wie ich sie sehe und auch definiert habe, sind nicht von Nutzen für die Partei, sondern nutzen nur sich selbst und ihren eigenen Zielen. Ausschließlich ihren eigene Zielen, sei es Anerkennung, sei es ein Mandat, sei es das Ihr Thema – in der Presse, und nur da – vorgeblich zum Parteithema wird …
Aktive setzen sich für die Partei und Ihre Ziele ein – zur Not auch mal indem sie gewisse Leute/Strukturen/Ideologien nicht unterstützen. Streiks können auch etwas gutes an sich haben, denn sie sind der letzte Ausweg und sollten als Alarmsignal gewertet werden – so gesehen könne Streiks auch positiv gesehen werden.
Gut, die Seite, die bestreikt wird, sieht das natürlich immer anders, aber hey, wer will Ihr das verdenken?
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