Ein Gastbeitrag von Jügen Stempke.
Die Piraten wollen keine Kernkraftwerke und das aus gutem Grund. Die Piraten fordern, die Energiewende in Bürgerhand schneller voran zu treiben, einen beschleunigten Atomausstieg und ein sicheres Verbringen des Atommülls.
Neue Kernkraftwerke

Sperrgebiet Super-Gau | CC BY-NC-SA 2.0 Uwe Hiksch
Das haben wir uns angeschaut:
- AP1000 (7 Artikel nur zur Sicherheit, von AKW-Gegnern, bis zur Atomaufsicht). Noch mehr zu den laufenden Bauprojekten.
- Thorium-Flüssigsalz-Reaktoren
- Gerneration IV Reaktoren im Überblick
- Der aktuell neuste Reaktor, der die Bühne betreten hat, ist der Dual Fluid Reaktor
All diese Systeme haben deutliche Sicherheitsmängel und/oder bereiten enorme Herausforderungen an zu verwendendes Material und Prozesse, die bis heute nicht gelöst werden konnten und deren Lösung nicht absehbar ist.

Simca Fulgur | CC BY 2.0 John Lloyd
Atommüll vernichten
Natürlich haben wir ein Problem mit dem Atommüll. Daran wird auch seriös geforscht. Zum Beispiel beim Myrrha-Projekt der EU. Auch Deutschland beteiligt sich an diesem Forschungsreaktor, mit dem untersucht werden soll, ob oder wie Atommüll abgebaut werden kann. Hier hofft man in 30 Jahren weiter zu sein. Bis dahin sollten wir mit der Energiewende fertig sein. Bei der Transmutation geben manche Berürworter eine Restlagerzeit von 300 Jahren nach Transmutation an. Die Wissenschaftler des Myrrha-Projekts hoffen, dass 1500 Jahre in der Praxis erreicht werden könnten. 500 Jahre werden als theoretisch erreichbarer Wert angegeben. Hier 300 Jahre zu postulieren ist nicht seriös. In 30 Jahren wollen die Myrrha-Wissenschaftler ggf. ein industrielles Konzept vorlegen, wenn alles klappt. Ob es klappt ist noch nicht absehbar. Bis in 30 Jahren müssen wir mit der Energiewende aber schon fertig sein. Ob diese Ideen, die theoretisch funktionieren könnten, auch praktisch funktionieren können und die Anlagen sicher betrieben werden können, weiß man bis heute nicht. Das Volumen an Atommüll wird beim Einsatz solcher Anlagen jedoch deutlich zunehmen. Das ist sicher und muss ebenfalls mit berücksichtigt werden. Die Anlagen werden auch neuen Atommüll produzieren. Der Müll rennt uns leider so schnell nicht weg. Die AntiAtomPiraten haben keine Patentlösung dafür. Wir müssen schauen, was die Wissenschaft für Erkenntnisse gewinnt. Müll zu produzieren, während man nicht weiß, wie man damit um geht ist aber auf jeden Fall falsch.
Wir setzen Prioritäten:
- Keinen Müll herstellen -> 100% Energiewende, schnell umsetzen
- Müll der da ist sicher, überwacht und rückholbar lagern -> Dazu gehört Asse und Morsleben schnellstens zu räumen -> Auch die derzeitigen Zwischenlager gefallen uns nicht (Brunsbüttel hat jetzt in erster Instanz die Lizenz verloren, andere sind baugleich)
- Vernünftig drüber nachdenken, wie man mit dem Müll am besten um gehen kann
Mit schnellen Reaktoren oder Brutreaktoren beschäftigen sich derzeit China, Russland und Indien aktiv. Dort laufen kleinere Versuchsanlagen, in Russland auch eine Anlage mit 600 MW, eine Anlage mit 800 MW soll 2014 folgen. Alle anderen Länder haben diese Typen aufgegeben, meist nach technischen wie finanziellen Desastern. In Russland betreibt man natriumgekühlte Anlagen. Die immer wieder auftretenden Natriumbrände konnten bisher wohl immer unter Kontrolle gebracht werden. Das sind nicht gerade Bedingungen, die wir uns für Zentraleuropa wünschen. Für die Befürworter ist das aber gerade der Beweis, dass man sowas sicher im Griff hat. Natrium bildet bei Kontakt mit Wasser / Luftfeuchtigkeit Wasserstoff. Wasserstoff ist hoch entzündlich und hoch explosiv. Die Reaktorgebäude in Fukushima wurden durch solche Explosionen zerstört. Wie die Betreiber mit den Korrosionsproblemen umgehen ist uns unbekannt. Die Sicherheitsansprüche sind definitiv niedrig. Die russischen Reaktoren haben nicht einmal ein Sicherheits-Containment, in Indien wird auf AKW-Gegner auch schon mal scharf geschossen, manchmal endet der Beschuss tödlich. Am meisten vertrauen kann man hier tatsächlich noch China. Gerade die Atommächte haben massig Plutonium und abgereichertes Uran auf Halde liegen und damit ein besonderes Interesse an Reaktoren, die diese Berge an problematischem Material verarbeiten. Geplant ist das seit Beginn des Atomzeitalters, funktioniert hat das nicht wirklich. Theoretisch könnte dieser Müll den Energiebedarf an Elektrizität für mehrere Generationen decken. Die USA entsorgt ihren Atommüll seit dem Balkan-Krieg unter anderem auch auf den Schlachtfeldern in der Welt, indem ein Teil davon als (selbstentzündendes) Projektil der Munition verwendet wird. Brutreaktoren wurden aufgegeben, man blickt aber nach Indien. Dafür hat man keine Einwände gegen deren Atomwaffen. In Deutschland gingen die Erfahrungen mit Brutreaktoren deutlich schief. Wir zahlen dafür heute noch, z.B. 6 Millionen Euro pro Jahr für den sicheren Einschluss des THTR-300. Der Betreiber, eine Tochter von RWE, ging pleite, RWE steht nicht ein. Der Steuerzahler zahlts. Die Strahlung ist so stark, dass man hofft ab 2027 oder 2030 mit dem Rückbau zu beginnen. Man hat noch für 2 Jahre Brennstoff für den Reaktor. Der lagert im Forschungszentrum Jülich, inzwischen ohne Genehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz. Weiterer Atommüll des THTR lagert in Ahaus, dieser ist zu einem erheblichen Teil Atomwaffenfähig. Der schnelle Brüter in Kalkar ging nie in Betrieb und ist Deutschlands teuerste Investitionsruine. Lesenswert: Bau und Stilllegung von schnellen Reaktoren in Deutschland. Ähnlich erging es Japan (z.B. Monju) und auch Frankreich (z.B Phénix, Superphénix), die Anlage in Creys-Malville war 12 Jahre in Betrieb, hat effektiv ca. 2,7 Jahre Strom produziert. 1997 wurde allgemein faktisch das Ende von Brutreaktoren erklärt. In Japan wollte man den seit 1995 nach einem schweren Störfall still stehenden Monju-Reaktor im Frühjahr 2013 wieder in Betrieb nehmen. Er hat bisher etwa 8 Mrd Euro verschlungen. Auf dem dreijährigen Weg zur Wiederinbetriebnahme gab es mehrere Störfälle und jede Sicherheitsüberprüfung endete mit katastrophalen Ergebnissen. Das Ding steht still. In den 30 Jahren, seit das Projekt läuft, hat der Reaktor 3 Monate lang Strom ins Netz eingespeist. Zu den Sicherheits-Problem gesellen sich weitere Phänomene, der Kerntechnik, die man bis heute nicht verstanden hat. zum Beispiel fehlende Geburten um kerntechnische Anlagen und Häufungen von Leukämie und andere biologischen Aspekte. Diese sollten wir verstehen, bevor wir Menschen gefährden oder töten. Nachweis und Behandlung gerade dieser Themen sind sehr schwierig und nur auf epidemiologische Weise möglich. Es ist wie beim Tabakkonsum. Man stirbt nicht sofort und auch nicht jeder – wobei man auch beim (Passiv-) Rauchen oft an den Folgen der Radioaktivität stirbt.
Positionen der Piraten
Auch bei den Piraten gibt es Mitglieder, die sich für einen massiven Einstieg in die Kernenergie aussprechen und sich auch der oben genannten Kommunikationsstrategien bedienen. Auch Anträge werden dazu eingebracht. Sie scheitern regelmäßig. Im Liquidfeedback zum Beispiel schon am Quorum (2% erreicht). Im Vergleich der entsprechende Antrag der AntiAtomPiraten (90% Zustimmung). Dieser Antrag ist in etwas gekürzter Version in das Wahlprogramm der Piraten aufgenommen worden. Auch wenn man Liquidfeedback kritisch sieht, so ist ein Verhältnis von 2% Zustimmung zu 90% Zustimmung ein signifikantes Ergebnis, das nicht von der Hand zu weisen ist. Die Position der Piraten zur Atompolitik ist eindeutig:
Atomausstieg
Die Piratenpartei Deutschland setzt sich dafür ein, die Energiegewinnung durch Kernspaltung zu beenden. Dies ist in drei Jahren möglich. Wir wollen die bestehenden Kernkraftwerke Hand in Hand mit dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen abschalten. Verfahren und Anwendungen, die weiteren Atommüll produzieren, sollen möglichst vermieden werden solange es keine nachhaltige Lösung zum Umgang mit radioaktiven Abfällen gibt. Laufzeitverlängerungen und Neubauten von Kernkraftwerken werden ausgeschlossen. Die Förderung von AKW-Projekten im Ausland – auch durch staatliche Bürgschaften – lehnen wir ab. Alle kerntechnischen Anlagen sollen mit einer vollumfänglichen Haftpflichtversicherung versehen werden. Die Entsorgung der Anlagen und der produzierten Abfälle ist durch Rücklagen auf Treuhandkonten sicher zu stellen. Die Höhe dieser Rücklagen sind durch unabhängige Experten zu bestimmen.Atommüll
Die Piratenpartei Deutschland setzt sich für eine verantwortliche Lösung zum Umgang mit Atommüll ein. Wir lehnen eine weitere Erkundung des Salzstockes in Gorleben ab und setzen uns für eine bundesweite Suche nach tatsächlich geeigneten Lagerstätten ein. Die Piratenpartei Deutschland will, dass nuklearer Müll grundsätzlich nur so gelagert wird, dass bei Bedarf eine Rückholung erfolgen kann. Dies betrifft auch leicht- und mittelradioaktiven Müll. Die Lagerung muss stets überwacht werden. Die Kosten zur Entsorgung der anfallenden Abfälle haben die Verursacher zu tragen. Wer radioaktive Produkte herstellt oder in den Verkehr bringt, muss einen Entsorgungsnachweis führen und die Kosten dafür übernehmen.
Dennoch, wer sich über die Position der Piraten zum Thema Kernenergie informieren möchte, wird zwangsweise durch die Präsenz der Pro-Atom-Gruppe irritiert, wenn man nicht gründlich recherchiert im Zweifel sogar getäuscht. Leider publizieren die Pro-Atom-Piraten sehr offensiv auch gegen das Programm der Partei. Dennoch, die Basis der Partei hat beschlossen was die Piraten auf Bundesebene vertreten wollen, und das sind die Positionen der AntiAtomPiraten.
Fazit
Für uns ist die Diskussion zunächst abgeschlossen. Wir müssen uns zuerst um die brennenden Probleme kümmern, auf eine Weise, wie diese in reeller Zeit umgesetzt werden können. Das bedeutet:
- Keinen weiteren Atommüll produzieren
- Vorhandenen Atommüll sicher unterbringen, unsichere Lager schnellstmöglich räumen, insbesondere Asse und Morsleben.
- Die Energiewende beschleunigen und in Bürgerhand umsetzen, so dass alle Bürger von günstiger Energie profitieren.
Dann ist genug Zeit um zu sehen was die Forschung ergeben hat und ergibt und wie man mit dem Atommüll weiter umgehen kann. Damit die Energiewende bezahlbar bleibt, wollen wir die Subvention der Industrie durch die Energiewende beenden. Das spart bis zu 9 Mrd. Euro pro Jahr. Das sind über 100 Euro, die pro Person in einem Haushalt im Jahr weniger für Strom ausgeben werden müssen.
Trivia
Ich habe mir am Wochenende eine kleine Solaranlage zur autarken Selbstversorgung dimensioniert und die Kosten abgeschätzt, die auch Tage ohne Sonne überbrücken soll. Ich komme auf Kosten von ca. 23 ct/kWh, Investitionskosten nicht berücksichtigt. Das ist ungefähr der aktuelle Strompreis, nur dass dieser jedes Jahr um ca. 5,5% steigt. Der Preis für den eigenen Solarstrom ist ein Festpreis auf 20 Jahre. Die Solarzellen und Akkus kommen aus der Großserienfertigung. Wenn ich bestelle, kann ich die Anlage am folgenden Wochenende errichten. Die Energiewende in der eignen Hand ist heute selbst beim teuren Solarstrom bereits wettbewerbsfähig. Die Energiewende in Bürgerhand ist das Konzept der Piraten. Das funktioniert, ist bezahlbar und jeder Bürger soll davon profitieren, nicht nur multinationale Konzerne und Energie-Oligopole. Mitmachen lohnt sich.
Links
- AP1000 (7 Artikel nur zur Sicherheit, von AKW-Gegnern, bis zur Atomaufsicht). Noch mehr zu den Laufenden Bauprojekten.
- Thorium-Flüssigsalz-Reaktoren
- Gerneration IV Reaktoren im Überblick
- Dual Fluid Reaktor
- Transmutation
Kommentare
14 Kommentare zu Piraten: Energiewende statt Kernkraft!
Hallo Jürgen,
wie müßte Kernenergie denn deiner Meinung beschaffen sein, damit sie deine Zustimmung erführe?
Der Punkt Sicherheit kann es nicht sein, denn Kernergie fordert mit 0,04 Toten pro Terawattstunde von allen Energieformen die wenigsten Opfer. Zum Vergleich: Windkraft kostet 0,15 Tote pro TWh, Solar 0,44, Wasserkraft 1,4, Biomasse 12, Erdgas 4, Öl 36, Kohle 100 (Quelle: http://www.smh.com.au/comment/want-to-kill-fewer-people-go-nuclear-20130710-2pqbq.html bzw. die dort genannten Quellen).
Auf meine Frage, wie Kernenergie deiner Meinung nach beschaffen sein müßte, wirst du vermutlich nicht mit einer Liste von Anforderungen antworten. Vermutlich ist Kernenergie für dich prinzipiell nicht zustimmungsfähig – völlig egal, welche Sachargumente auch immer dafür sprechen mögen. Wenn aber die Sachebene verlassen wird, befinden wir uns im Reich der Ideologie.
Inwieweit sich mit Ideologie eine stabile, saubere und bezahlbare Stromversorgung für Haushalte und Industrie realisieren läßt, wird die kommende Energiewendezeit zeigen. Die Welt schaut uns interessiert dabei zu. Zuletzt sah sie steigende Strompreise und steigenden Kohleverbrauch. Was wohl als nächstes kommt?
Damit triffst du den Nagel auf den Kopf. Es wird aus Prinzip abgelehnt, nicht aus Ideologie, sondern gerade weil es keine Sinnvollen Rahmenbedingungen für Kernkraft gibt. Ich weiß wie jeder Ingenieur, dass das prinzipiell keine Technologie unfehlbar ist. Versagen nimmt man als unvermeidlich, mit einer Gewissen Wahrscheinlichkeit in kauf. Flugzeuge stürzen ab. Kann man nicht vermeiden. Alles geht mal unvorhergesehen kaputt. Der Unterschied, welcher Kernenergie unvertretbar macht, sind schlicht die nicht eingrenzbaren Folgen eines Versagens bei dieser.
Deshalb ist die Diskussion nicht weiter zielführenden, weil die Randbedienungen unerfüllbar sind und bleiben. Egal wie die Reaktoren heißen .
P.S. Persönlich als Raumfahringenieur weine ich der Technologie übrigens hinterher, weil für mein Fachgebiet sind gut erforschte Nuklearkonzepte in Zukunft Gold wert. Ändert aber nichts an der oben beschriebenen Tatsache.
Nein. Selbst wenn schiefgeht, was nur schiefgehen kann – siehe Fukushima –, ist der wirtschaftliche Schaden zwar immens, doch die Folgen für Menschen und Umwelt halten sich durchaus im Rahmen. Oder besser: Es lassen sich auch ohne Radioaktivität weit schlimmere Folgen anrichten, siehe z.B. http://bravenewclimate.com/2013/07/29/nuclear-waste-series-p1/.
Selbst durch Tschernobyl ist es nicht zu den von Greenpeace vorhergesagten Millionen von Toten gekommen. Kernkraftgegner müssen vielmehr mühsam abstruse Argumente an den Haaren herbeiziehen, um das Gefühl zu haben, überhaupt irgendetwas in der Hand zu halten – Geburten beispielsweise, zu denen es nicht gekommen sein soll. Wow, beeindrucken!
14 Millionen Krebsfälle gab es in den letzten 25 Jahren in den durch Tschernobyl besonders betroffenen Ländern Ukraine, Weißrußland und Rußland. Wie viele davon wurden durch Tschernobyl verursacht? Hätten diese drei Länder dieselbe Krebsrate wie Australien (ohne Kernenergie) oder die USA (nutzt Kernenergie), wären es weit mehr: nicht nur 14, sondern 20 Millionen Krebsfälle! Ich behaupte jetzt nicht, daß Tschernobyl 6 Millionen Krebsfälle verhindert hat, aber eines ist klar: Hier spielen noch ganz andere Faktoren eine Rolle, gegenüber denen die Auswirkungen von Tschernobyl nicht weiter ins Gewicht fallen.
Die schlimmsten Folge von Tschernobyl war das Erstarken der Antiatombewegung, der es gelang, zahlreiche Kernkraftwerke zu verhindern. Da die Energie natürlich dennoch gebraucht wurde, wurden stattdessen Kohlekraftwerke gebaut. Und Kohle fordert laut WHO weltweit eine Million Tote – nicht nur einmalig, sondern Jahr für Jahr und zwar vor allem durch Luftverschmutzung. Einen Teil davon dürfen wir durchaus als Tschernobyl-Opfer bezeichnen. Ihren vorzeitigen Tod hat die Antiatomlobby mit zu verantworten!
Wenn ich eine Kneipe aufmachen will, muss ich genügend Parkplätze nachweisen.
Wenn ich ein Atomkraftwerk baue, ist es scheißegal, ob ich ein Konzept für den Abfall habe.
Wenn die Neandertaler Atomkraftwerke gehabt hätten, müssten wir immer noch den Müll bewachen.
Wer sich die Zeit nimmt und nachschaut, was die Nuklearia eigentlich inhaltlich so tut, der weiß: Die Endlagerung ist nicht alternativlos.
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Nuklearia/Atomm%C3%BCll
Ach. Die meisten meiner Nachbarn arbeiten im AKW. Die finden diese sogenannten Lösungen mehr als fragwürdig.
Vielleicht kann ich jemanden von ihnen dazu bewegen, hier entsprechende Beiträge zu schreiben.
Man nehme höchst umstrittene Zahlen und benutzte die Studien die dem Wunsch am nächsten kommen.
Man klammere die Zahlen aus die einem nicht passen und auch nicht auffallen wenn sie fehlen. Dazu präsentiere man einfach einen Link mit einer Studie: Kann ich auch http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/04/26/International/Weltweit-1-44-Mio.-Tote-durch-Tschernobyl
Die Wahrheit ist wohl schwer zu ermitteln, deine Zahlen sind aber mindestens grotesk Relativierend. Einigen wir uns mal auf existent, Größenordnung nur relevant wenn man möchte.
Deine restliche Argumentation macht genau sowenig Sinn.
Man bekomme riesige unbewohnbare Gebiete. Macht aber nix, dafür haben wir dann günstige Energie.
Man sage, kostet zwar viel, so eine Katastrophe. Macht aber nix, dafür haben wir dann günstige Energie. Zumindest theoretisch. Ohne Abfall, und Unfall, und Versicherung. Und mit Subventionen.
Man nehme Reaktoren, die nur als Konzept oder Milliarden Bauruine existieren und behaupte einfach mal die Lösung zu haben.
Aber mich interessiert wirklich das Warum? Warum setzt du dich für Kernenergie ein. Und mir fällt wirklich kein Grund ein.
Deutschland hat eine Energiewende in Gang gebracht(wenn auch momentan mit Nachbesserungsbedarf) die alle Piratenziele traumhaft erfüllen kann. -Kein gefährlicher Müll, -kein schädlicher Rohstoffabbau, -Sicher, -günstig, -dezentral. Nebenbei auch stabil liefern, falls mal endlich der politische Wille da ist und nicht ewig mit einem Lobbyisten Auge auf Atomkraft geschielt wird.
Warum sollte ich dann für Kraftwerk argumentieren die bei alledem fürs Gegenteil stehen.
-Produzieren Müll, -Uranabbau schädlich, importiert und CO2 lastig), -Gefährlich im Betrieb, -teuer -und monopolartig Zentral.
Jetzt darfs du wieder alles ein wenig mit dem oben genannte Methoden relativieren und abschwächen. Bringt aber nix, weil die Atomkraft nicht mal theoretisch gewünscht mehr kann, als die Erneuerbaren. Selbst wenn alle Forschung erfolgreich ist und Atomkraftwerke in Osteuropa Krebs heilen. Also, warum ?
Hallo Stefan,
danke für den Link und die Steilvorlage!
Das Gerücht über die 1,44 Mio. Tschernobyl-Toten gehen wie erwähnt auf Jablokow (englische Schreibweise Yablokov) zurück.
Was ist denn von dem zu halten, was Jablokow schreibt? Wird er dadurch glaubwürdig, daß das Schweizer Radio oder Fernsehen ihm Raum gibt? Für viele ist das sicher so.
Die deutsche Wikipedia sieht das anders. Im Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl taucht er lediglich als Zitat unter »Publikationen von atomenergiekritischen Verbänden und Umweltorganisationen« auf, die die Wikipedia übrigens mit einem einzigen Satz abhandelt.
Die entsprechende englische Wikipedia-Seite http://en.wikipedia.org/wiki/Chernobyl_disaster wird wesentlich deutlicher: Sie zählt sie Jablokows Buch Chernobyl:Consequences of the Catastrophe zu den non-scientific publications. Und sie erklärt, warum sie diesem Buchs die Bezeichnung »wissenschaftlich« verweigert. Der entsprechende Absatz ist so klasse und zerlegt Jablokows Buch derart deutlich, daß ich ihn hier im Volltext zitiere (Hervorhebungen durch mich):
The book however has failed the peer review process, five reviews were published in the academic press, with four of them considering the book severely flawed and contradictory, and one praising it while noting some shortcomings. The review by M. I. Balonov published by the New York Academy of Sciences concludes that the value of the report is negative, because it has very little scientific merit while being highly misleading to the lay reader. It also characterized the estimate of nearly a million deaths as more in the realm of science fiction than science.
Reicht das als Antwort?
Ach, nein, meine letzte Antwort reichte natürlich nicht. Du wolltest ja wissen, wozu wir überhaupt Kernenergie brauchen, wo wir doch eine Energiewende haben, »die alle Piratenziele traumhaft erfüllen kann.«
Warum die Energiewende das eben nicht kann und woran sie scheitert, analysiert Will Boisvert hier sehr ausführlich mit Zahlen und Fakten: http://thebreakthrough.org/index.php/programs/energy-and-climate/germanys-green-energy-bust/. Ich könnt’s nicht besser sagen!
Wusste gar nicht, dass sich hier immer noch energiepolitische saurier herumtreiben. Am wenigsten tote durch kernkraft? Wie war das mit den leukämiefällen um kernkraftwerke herum bei kleinen kindern? Absaufende endlagerschächte? Warum haben die russen eigentlich die dörfer bei Tschernobyl nicht längst wieder besiedelt, wenn strahlung doch die krebsrate senkt? Woran ist Marie Curie eigentlich verstorben? Selbst, wenn es nicht so viele hinweise auf die schädlichkeit von röntgenstrahlen gäbe, sollten wir angesichts der risiken für nachfolgende generationen auf diese technologie verzichten. Wisst ihr befürworter, vor wieviel jahren die steinzeit in europa zu ende war? Vor ungefähr 3.500 jahren. Wie lange strahlt plutonium? Recht habt ihr: Nur ein paar nullen mehr… Echt strange, was ich hier stellenweise an kommentaren lese. Den artikel allerdings fand ich gut.
Wir sollen auf Röntgenstrahlung verzichten? Keine Brüche mehr diagnostizieren? Brustkrebsvorsorge einstellen, Materialprüfung vernachlässigen, vielleicht sogar die Röntgensatelliten der Astrophysiker abschiessen? Nicht jede Strahlung ist schlecht. Sonnenstrahlen wärmen uns – während UVB Hautkrebs erzeugt. Hochfrequenzstrahung bringt uns WLAN – während uns eine allzu hohe Leistung grillen würde. Gerade im Röntgenbereich kommt es auf die Energie der Strahlung und die Enwendung an. Die Angst vor der Radioaktivität kann ich nachvollziehen. Aber nicht überall wo “Strahlung” drauf steht ist “Tod” drin.
Völlig richtig. Doch auch nicht überall, wo »Radioaktivität« draufsteht, ist »Tod« drin, beispielsweise Rauchmelder, der Erdboden, unsere Lebensmittel, die lieben Mitmenschen und wir selbst. Es kommt halt immer auf die Dosis an.
Ja, genau, wie war das eigentlich mit Leukämie und anderen Krebsarten rund um Kernkraftwerke? Dazu gibt’s Studien en masse. Die wohl gründlichste dazu kam im Mai heraus: http://rainerklute.wordpress.com/2013/06/11/das-kernkraftwerk-im-hinterhof/
Dann wirfst du eine Menge Schlagwörter in die Runde, doch eines fehlt: das Wort Dosis.
Deiner Aussage zum Plutonium allerdings entnehme ich, daß du eine radioaktive Substanz für umso gefährlicher hältst, je länger sie strahlt. Echt strange!
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