
Kruemie | CC BY | Tobias M. Eckrich
Kurz nach dem Ende des CSD Köln fing ich an mein Resume zu ziehen. Hinter mir lagen, neben meinem erstem CSD, auch 24 Stunden Social Media Monitoring. Warum? Weil mir einiges nicht gefiel, was ich auf dem CSD in Köln von den Besuchern hörte und persönlich empfand. Darum wollte ich genau wissen, wie die Piraten “abgeschnitten haben”. Das Ergebnis ist ernüchternd. Selbst nach mehren Tausend Bildern, etlichen Stunden Video im schnell Durchlauf (es ging mir ja nur um das Sichtbare) ist das eingetreten was ich befürchtet hatte. NIX. Nix über die Teilnahme der Piraten auf Twitter, nix bei Facebook, nix in den Blogs, nix bei Youtube, keine einzige Silbe Erwähnung. Ich zähle jetzt die einzelnen Beiträge von Piraten einfach mal nicht mit.
Vielleicht liegt es daran, dass es mein erster CSD war, dass ich versucht habe alles in mich aufzusaugen. Zu schauen wie sich die Menschen verhalten, wie die unterschiedlichen Wagen aussehen und was alles in der Luft liegt. Doch mir wurde schnell klar, dass das was die Piraten geplant hatten, nicht funktionieren wird. Und leider sollte ich recht behalten. Es reicht eben nicht aus, einen Oldtimer-Bus zu nehmen und diesen rundum mit Piratensachen zu zu kleben. Es reicht auch nicht aus, in diesem Bus einfach nur geile Musik laufen zu lassen und oben, hinter Glas, zu tanzen wie bei einer Loveparade. Die Kommunikation mit den Menschen findet auf der Straße statt, nicht in 3 Meter Höhe. Da, wo ein paar Piraten Buttons verteilt haben und Ali mit der Queeraten Fahne und einem provokantem T-Shirt nicht nur Aufmerksamkeit auf uns zog, sondern sogar ein Fernsehinterview gab. Ich habe von Anfang an darum gebeten, dass das Verhältnis max. 1/3 auf dem Bus zu 2/3 auf der Straße bei den Menschen liegt.
Es geht aber nicht nur darum auf der Straße zu sein, sondern auch ansprechbar zu sein und witzige und kreative Aktionen durchzuführen. Auffallen um wahrgenommen zu werden heißt die Devise. Egal ob es um Wurfmaterial á la Kondome, Wassereis, Bonbons oder gar Aufkleber geht (bitte etwas besseres als Penis und Vagina). Es ist egal, es wird fast alles genommen. Ich habe auf dem Rückweg mit ein paar Besuchern des CSD gesprochen, während sie sich ihre “Beute” anschauten und weiter verteilten.

Pratenbus auf dem CSD 2013 in Köln | CC BY | Tobias M. Eckrich
Ich selbst hatte mich entschieden nicht zu fotografieren und lieber mit meiner Krümmelmonster Handpuppe für genau diesen Effekt zu sorgen. Aufzufallen mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und auf die Position der Piraten hinzuweisen. Das ist auch der Grund warum es von mir keine Bilder gibt.
Lange Rede und so weiter. Die Frage ist wie wir es besser und anders machen können. Wie schon geschrieben, auffallen durch Aktionen egal welcher Art, Einheitliches Auftreten z. B. mit coolen und frechen T-Shirts. Wir zahlen nicht wenig für den Bus, da dürfte es doch an ein paar T-Shirts nicht scheitern. Wenn diese T-Shirts noch das Motto des CSD aufgreifen: Umso besser! Das Thema war übrigens “Wir sind so oder so”. Da hätte man eine Menge mit machen können. Und manchmal ist weniger mehr. Ein Teil der Besucher fanden unser Bus doch sehr überladen und im Vergleich mit den anderen Trucks muss ich da leider zustimmen. Es ist gut, dass wir auf den CSDs vertreten sind, aber es ist noch einiges an Luft nach oben.
Über all dies will ich aber nicht unerwähnt lassen, dass es ohne die beiden Hauptorganisatoren und dem wohl geilsten Busfahrer auf der Parade, nicht halb so gut geworden wäre. DANKE auch an die Wagenengel für euren Einsatz!
Kommentare
6 Kommentare zu Ein Bus alleine macht noch keine erfolgreiche CSD-Teilnahme
Deckt sich mit meiner Beobachtung. Ich habe Sonntag Nacht noch den Bericht auf WDR gesehen. Nichts von den Piraten zu sehen. Null. Statt dessen viel Werbung für die SPD. Andere Parteien am Rande, Piratenpartei gar nichts.
Wurfmaterial ist während der Parade verboten. Mit Buttons und Aufkleber lehnen wir uns bereits aus dem Fenster.
Die „<3 Penis“ und „<3 Vagina“ waren die mit großem Abstand am schnellsten verteilten Aufkleber von allen. Wir haben je 1000 davon am Freitag und am Samstag binnen kürzester Zeit verteilt, die dreifache Menge wären wir auch losgeworden. Auf der Parade hatten wir gar keine mehr, die wir hätten verteilen können.
Wenn du das Verhältnis max. 1/3 auf dem Bus zu 2/3 auf der Straße haben willst, kannst du ja mal versuchen zu regeln, wer auf den Bus darf und wer nicht. Du wirst dann erleben, dass wir reichlich Menschen haben, die schamlos lügen oder ihre Stellung missbrauchen, wenn es darum warum ausgerechnet sie unbedingt auf dem Fahrzeug sein müssen. Wenn wir einführen das nur noch Mitglieder der AG Queeraten und an der CSD-Orga beteiligte Leute auf das Fahrzeug dürfen, dann wette ich darauf, dass die anderen gar nicht erst kommen. Außer Wagenengeln, Orga-Leute und Bundeskoordinatoren der AG Queeraten warst nur du auf der Straße, sonst niemand.
Hallo Mike, ich beziehe mich nicht auf die Orga mit der 1/3 2/3 Geschichte, sondern an die, die lieber da oben sind als auf der Straße. Der Orga ist da kein Vorwurf zu machen!
“Wurfmaterial ist während der Parade verboten. Mit Buttons und Aufkleber lehnen wir uns bereits aus dem Fenster.” Wenn dem so ist, haben sich >80% der Wagen “strafbar” verhalten.
Hi Tobias
ich habe das auch bemerkt das einiges nicht so gut lief und deswaegen würde ich mich freuen wenn du an kommenden sontag mit an der nachbereitung im Mumble um 21:00 uhr teilnehmen könntest
Mfg Olaf_B_
Ich gebe Tobias in den meisten Punkten recht. Etwas mehr gemeinsamer Style wäre schon Klasse gewesen. Auch mehr Leute unten auf der Strasse. Die anderen Parteien haben genau das hinbekommen. Beim nächsten mal dann wirds hoffentlich besser.
Gewünscht hätte ich mir jedoch letztlich auch mehr Werbung für die Dinge, die danach kamen. Da ich Hauptverantwortlich für die Videos bin, erst nach Aufforderung wurde das erste Video verteilt. Und das auch nur ein mal per Twitter. In den anderen Social-Medien von uns nicht mal die leiseste Erwähnung. Klar sind ACTA, PRISM und Co. wichtige Dinge. Jedoch erreicht man mit einem CSD wesentlich mehr Menschen. Zumal es “neutraler Boden” ist und nichts “politisches, weswegen viele ja am liebsten wegsehen und den Kopf in den Sand stecken wollen.
Daher hier einfach noch mal die Links ,o)
Das “Original Video“
Und hier eine “Verrry Hard Special Edition“
Nachher ist man immer schlauer…
Hallo!
Es war recht schwierig, das Erreichte zu erreichen. Ich habe im Vorfeld mehrfach zur Mitarbeit aufgefordert, gekommen sind nur die, die eh immer kommen. So blieb die Arbeit an einigen wenigen hängen, die sich teilweise echt die Beine ausgerissen haben, um alles hin zu bekommen. An den Orga-Mumbles, die wir in den drei Wochen davor jeden Mittwoch durchgeführt haben, waren manchmal nur 3..4 Leute beteiligt. Da fällt es schwer, mehr als nur die unabdinglichen Aufgaben zu verteilen.
Ich habe auch darauf hingewiesen, dass das die größte Veranstaltung mit politischem Hintergund in Deutschland in diesem Jahr ist (1 Mio Besucher). Auch das hat nicht zu mehr begeisterten Mitstreitern geführt.
Gehofft hatte ich ja, dass wenn schon nicht bei der Arbeit, dann zumindest bei der Parade mehr Piraten auftauchen… auch das hielt sich in Grenzen.
Kinders. So läuft das halt. Lasst uns bitte jetzt auf das nächste große Ereignis in Köln schaun — die Gamescom. Da brauchen wir auch viele, viele Helfer!
Mika
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