Zwei Jahre schrieb die Studentin Vea Kaiser an ihrem Roman Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam. Doch nur wenige Monate nach der Veröffentlichung tauchte ihr Buch im Internet auf. Frei herunter zu laden und ganz umsonst. Ihre Wut entlud sich auf Facebook. Der “Wutschrei” Ihr versklavt uns verbreitete sich zuerst im Internet und fand dann auch in den Printmedien Widerhall.
Kurz vor einer Lesung fand sich die Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch.
Flaschenpost: Was war das eigentlich, was du geschrieben hast?
Vea Kaiser: Es war ein Wutananfall, ein Schrei, ein Wutschrei. Ich kann dir die Situation kurz schildern, in der er entstanden ist. Ich war abends mit Freunden in Wien etwas trinken, als einer der Freunde ganz stolz berichtete, dass er mein E-Book gratis runtergeladen hat. Ich war sehr überrascht und glaubte es ihm nicht, denn das Buch hat ja einen Kopierschutz. Am nächsten Tag schickte er mir den Link und ich schaute mir die Seite an und fragte mich: Was soll das jetzt? Am meisten regte mich das Motto dieser Webseite auf: “Wir befreien Bücher”. Die arbeiten nach einem Wunschlistenprinzip. Das heißt, die User dieser Website schreiben in das Forum, welche Bücher sie gerne umsonst lesen würden. Danach macht sich ein technikaffines Mitglied daran, den Kopierschutz zu knacken. Ich hatte sofort meinen Verlag informiert und sie gebeten, einen Blick auf die Seite zu werfen. Mir war trotzdem richtig unwohl, ich war so sauer, dass ich das Gästebuch dieser Seite aufgemacht hatte und in genau diesem Wortlaut meine Wut los wurde. Ich klickte auf “senden” und bekam die Meldung “wir prüfen deine Nachricht und schalten sie dann online”. Es ist ein geprüftes Gästebuch und ich war sicher, dass sie es garantiert nicht online stellen. Deswegen hatte ich den Text auf meine Facebook-Seite kopiert. Drei Stunden später sah ich, dass der Text inzwischen tausend Mal kopiert wurde und sich verbreitete.
Flaschenpost: Ist dein Vorwurf “Sklaverei” nicht etwas hoch gegriffen? Ist es nicht eher wie wenn die Jungs auf einem Baum sitzen und über den Zaun hinweg das Fussballspiel schauen statt den Eintrittspreis zu zahlen? Wirklich weggenommen wird ja keinem etwas. Auch wenn der Verein so natürlich weniger Geld einnimmt.
Vea Kaiser: Ich weiss, es ist sehr drastisch und es ist politisch nicht sehr korrekt, aber wie gesagt: Es war eine 15-minütige Wutrede. Wenn ich von Sklaven schreibe, habe ich das Konzept der Römer im Kopf, die versklavte Griechen zur Literaturproduktion zwangen. Ich wollte niemanden verletzen, aber ich stehe nach wie vor dazu, gewisse Dinge auch krass zu sagen. Ich mache verdammt viel, um dieses Buch einsehbar zu machen. Es gibt von meinem Buch eine ausführliche Leseprobe der ersten Kapitel. Das Buch liegt in jeder Buchhandlung aus, sodass man reinblättern kann. Wenn es verpackt ist, macht jeder Buchhändler das Plastik sofort weg, wenn man sagt, man wolle reinlesen. Ich habe Promotionvideos gedreht, Leseproben für YouTube eingelesen und war in fast jedem Bundesland in Deutschland zu einer Lesung. Die meisten Lesungen sind auch umsonst. Das heißt: Es gibt sehr viele Möglichkeiten, das Buch kennenzulernen und einen Eindruck zu bekommen, bevor man es kauft.
Flaschenpost: Sind diese Lesungen eine zusätzliche Einnahmequelle für dich?
Vea Kaiser: Oh ja, und ohne sie würde es auch nicht gehen. Wenige Bücher verkaufen sich wirklich gut. Ich hatte sehr viel Glück, ca. 50.000 Exemplare für einen Debütroman sind sensationell. Ich kann jetzt davon und von den Auftragsarbeiten, die ich annehme, leben. Aber ich bin alleinstehend, ich habe keine Kinder, keine Haustiere, ich bin nur für mich selbst verantwortlich. Ich wohne in einer kleinen Wohnung und habe keinen teuren Lebensstil, deswegen geht das. Stell dir vor, ich hätte Kinder und bräuchte eine 70 m2 Wohnung statt einer 40 m2 Wohnung!
Flaschenpost: Hast du einen Überblick wie oft das E-Book verkauft wurde?
Vea Kaiser: Etwa 1800 mal. Das ist wenig im Vergleich zu den gedruckten Büchern. Diese knapp 4 % entsprechen ungefähr dem Trend am Buchmarkt. In Deutschland ist es erst im Kommen, aber man merkt den Anstieg.
Flaschenpost: Für die E-Book-Ausgabe deines Buches gibt es auf der Diskussionsseite von Amazon viel Kritik.
Vea Kaiser: Dafür ist Amazon verantwortlich, die kümmern sich um ihre Kindle-Ausgabe selbst. Das ist etwas, was mich sehr ärgert: Dass die Leute nicht richtig begreifen, was Amazon gerade macht. Amazon ist höchst problematisch. Amazon beutet nicht nur Mitarbeiter aus, sondern setzt auch Verlage stark unter Druck. Die machen, was sie wollen. Im E-Book fehlt ein Teil des Plans, das Register, die Möglichkeit, zwischen den Kapiteln zu navigieren.
Flaschenpost: Glaubst du, dass die geringe Anzahl der E-Book-Verkäufe daran liegt, dass deine Leser sich das E-Book einfach runter laden?
Vea Kaiser: Ich glaube nicht, weil diese Buchtauschbörsen sich meines Wissens noch nicht so durchgesetzt haben. Das liegt vielleicht daran, dass Buchkäufer und -leser im deutschsprachigen Raum auch eher einen konservativen Ansatz haben. Viele Menschen in meinem Freundeskreis reagierten überrascht und konnten sich nicht vorstellen, dass das illegale Downloaden überhaupt möglich ist. Es war für mich interessant zu sehen, wie groß die Anzahl derer war, die sich nicht vorstellen konnten, ein Buch gratis herunter zu laden und dass es überhaupt illegal kopiert werden kann. Die Vorstellung geht nicht in den Kopf, weil sie doch beim Buch immer an ein Kulturgut denken, was sehr schön ist.
Flaschenpost: Das orginal E-Book mit DRM kann nicht weitergegeben werden. Man bekommt es nicht auf einen anderen Reader. Ich kann natürlich meinen ganzen Reader weitergeben, aber ich gebe auch nicht das Sofa weiter, auf dem ich das Buch lese.
Vea Kaiser: Aber du kannst den Reader weiter geben, das geht ja mit dem Buch auch so. Ich habe kein Problem damit, wenn man Bücher ausleiht, es kommen auch oft Menschen zum Signieren meiner Bücher und bitten darum, es neutral zu signieren, denn es soll verschenkt und weitergegeben werden. Es ist schön, wenn Leute Bücher verleihen. Ich habe ein Problem damit, wenn es unkontrolliert passiert, wenn rücksichtslos die Rechte des Autors missachtet werden. Eine Kopie, die unkontrolliert im Internet kursiert, ist illegal, es weiter zu verbreiteten ist durch die Lizenz nicht gedeckt. Es macht einen Unterschied, ob man Sachen im Freundeskreis herumborgt oder eine riesige Zahl von Kopien anfertigt, die man dann zur freien Entnahme auf den Marktplatz stellt.
Flaschenpost: Du schriebst in deinem Wutschrei, dass die Nische leidet, weil die kleinen Autoren durch Tauschbörsen mehr geschädigt werden als die Grossen.
Vea Kaiser: Was du vorher sagtest, also dass die Burschen über den Zaun schauen, spielt in dieser Richtung. Junge, unbekannte Autoren kämpfen um jeden einzelnen Leser. Nimm einen Dorfverein und nimm Borussia Mönchengladbach. Denen tun drei oder vier Zuschauer im Stadion nicht weh. Der kleine Dorfverein, der fast insolvent ist, dem tun vier Zuschauer schon weh, wenn sie nicht dabei sind. Da geht es um jeden Einzelnen!
Flaschenpost: Die digitale Kopie, die Möglichkeit etwas runterzuladen, ist ja in der Welt und lässt sich mit Gesetzen und Aufrufen nicht abschaffen. Muss man sich nicht fragen “wie gehen wir damit um, wie machen wir für alle das Beste aus der Situation?”. Bietet die Kulturflatrate oder die Wertmarke einen Ausgleich?
Vea Kaiser: Ich finde dieses “Ich will alles haben, ich will alles sammeln” ist nicht der richtige Ansatz. Das zeugt nicht von erwachsenen Menschen und dem verantwortungsvollen Umgang mit Konsum. Natürlich finde ich wichtig, dass man sich mit der Situation auseinandersetzt. Ich habe nur ein Problem damit, dass man Unrecht einfach akzeptiert und legitimiert. Ich habe ein Problem damit, dass die Gesellschaft sich ein bisschen aus der Verantwortung stiehlt.
Flaschenpost: Im Internet wird ja durchaus Geld mit Inhalten verdient. Nur bekommen das oft die Betreiber von Downloadseiten und nicht die Urheber oder ihre Verlage. Die Benutzer sind aber offensichtlich willens, Geld auszugeben.
Vea Kaiser: Ja, das stimmt, aber ich verstehe nicht, dass man lieber einem Kriminellen die Kohle in den Rachen schmeisst, statt den Künstlern, die dahinter stehen. Was mich zum Beispiel an der Debatte ärgert ist, dass irgendwann aufgehört wurde, von Verlagen zu sprechen und jetzt von Verwertung gesprochen wird. Dass in gewissen Kreisen die Musiklabels und die Literaturverlage, also die ganzen Zwischenstufen dämonisiert wurden, dass man von schwarzen böseartigen Konstrukten ausgeht, die dem Künstler den Saft aus dem Leib ziehen und dem Konsumenten auch. Die gilt es dann zu umgehen und lieber Kohle an Kriminelle zahlen, das ist, was heute passiert. Das ist eine wahnsinnige Unwissenheit. Vielleicht ist es gerade in der Kunstbranche und der Kulturbranche das Problem, dass man nicht gerne über die Produktionsabläufe spricht. Dass man da sehr vieles geheim hält. Wenn ich auf Lesungen von der Zusammenarbeit mit dem Verlag erzähle, sind die Leute oft überrascht, wie viel auch der Verlag beiträgt, wie wichtig er ist. Leider baut man gerade im deutschsprachigen Raum oft einen Geniekult um die Künstler auf. Handwerkliche Abläufe werden ausgeblendet und irgendwo hat man im Hinterkopf, dass die „wahren“ Künstler ja immer arm waren. Es ist eine verfehlte Informationspolitik, der müssen wir als Kulturschaffende entgegen gehen. Zum Beispiel muss man erklären: “Leute, wenn sich ein Buch richtig gut verkauft, dann baut sich der Verleger nicht mit dem Gewinn einen dritten Swimmingpool. Nein, das Geld wird dazu verwendet, um quer zu finanzieren. Um zum Beispiel einen Lyrikband raus zu bringen, um junge Literatur zu fördern. Jeder unbekannte Autor ist schließlich ein ungewisses Investment”. Man muss erkennen: Verlage sind Hebammen, die einem Text in die Welt helfen, da stecken wunderbare, leidenschaftliche Menschen dahinter.
Flaschenpost: Was erwartest du von einer Welt, in der nichts runtergeladen wird?
Vea Kaiser: Das Ding mit Autoren ist: Sie schreiben so oder so! Es ist ein innerer Drang, da können wir auch nicht raus. Mir ist ganz ehrlich noch nie ein Autor untergekommen, der schreibt, um Geld zu verdienen. Wir schreiben, weil wir nicht anders können. Klar, wir wollen auch Aufmerksamkeit. Ich erwarte von der Gesellschaft, dass sie das nicht ausnutzt. Dass sie nicht einfach sagt “Ihr macht das sowieso, dann kann ich es konsumieren”. Nein, ich erwarte, dass man miteinander einen Vertrag eingehen kann. Ich sage, ich biete es euch an und ich hätte gerne etwas dafür und ich finde es legitim, dass Kreative sagen können “Ich möchte etwas für das, was ich mache – auch wenn man es nicht berühren kann”.
Flaschenpost: Willst du später von den Büchern leben, die du schreibst?
Vea Kaiser: Ich weiss genau, das liegt nicht in meiner Macht. Klar wäre es schön, wenn es funktioniert, aber ich muss ehrlich sagen: Ich bin nicht besonders zuversichtlich, dass es funktionieren wird. Ich hatte wahnsinnig viel Glück mit meinem ersten Roman. Es sind viele Sachen passiert, die man nicht planen kann. Jetzt komme ich gut zurecht, wie gesagt, ich bin Studentin. Aber was, wenn ich irgendwann eine Familie gründen will? Da müsste ich mir einen zweiten Job suchen und dann wäre es ein Unterschied, ob ich 20 Stunden arbeite und 20 Stunden für das Schreiben verwenden kann, oder 40 Stunden arbeite und das Schreiben nur in meiner Freizeit machen muss. Es gibt seltsamerweise viele Leute, die erwarten das. Es gibt die Vorstellung, ein Künstler darf nichts verdienen. Aber damit verbietest du das Grundrecht auf ein bisschen Freizeit und Familie.
Flaschenpost: Vea, vielen Dank für die Beantwortung der vielen Fragen. Wer Dich bei einer Lesung erleben möchte, findet auf der Seite Deines Verlages die Termine der Vorlesungen. Ich kann nur empfehlen, zu einer deiner Lesungen zu gehen.
About Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervor ging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites grosses Hobby, den Amateurfunk, investiert.
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Kommentare
11 Kommentare zu Warum Vea Kaiser vor Wut schrie
“Der kleine Dorfverein, der fast insolvent ist, dem tun vier Zuschauer schon weh, wenn sie nicht dabei sind. Da geht es um jeden Einzelnen!”
Dieser Denkansatz scheint zu übersehen, dass jene, die vom Baum aus das Spiel schauen, zu wenig oder kein Geld haben und deshalb vom Baum aus zusehen. Dass der Verein darunter leidet (und singemäß auch der Autor), ist nachvollziehbar, aber nicht lösbar, indem man diese dann als Kriminelle bezeichnet! Die meisten Kriminelle sind einfach nur “von Armut betroffene”.
Die gesellschaftliche Lösung (ich stimme zu, dass hier eine kollektive Lösung gesucht werden muss, weil das Individuum das nicht leisten kann) muss sein, ein BGE an alle auszuzahlen. Dann haben die Künstler (u.a.) genug Zeit, sich ihren Werken zu widmen und die Konsumenten haben genug Geld auch etwas dafür zu bezahlen (aber vlt sollte man dem Konsumenten dann überlassen, wieviel_(?)_ ).
BGE weil Leute zu arm sind, um sich Bücher zu kaufen? Geht viel einfacher: Leihbüchereien. In vielen gibt es mittlerweile auch E-Books und sogar die Geräte dazu zu leihen.
Wer kein Geld hat, um Bücher zu lesen, kann in eine Bibliothek gehen.
Wer sich einen Computer und einen Internetanschluss leisten kann, kann auch das Buch bezahlen, das er sich saugt. Und falls nicht – bleibt die Bibliothek.
Und nein – der Preis wird nicht von denen bestimmt, die es haben wollen, sondern von denen, die es erarbeitet haben. Wenn es Ihnen zu teuer ist, einfach verzichten.
Hallo Herr Schmidt,
Sie wollten sicher etwas zum Interview mit Paul G, nicht zu dem mit Vea Kaiser schreiben, oder?
Der Preis ist immer zu hoch, das Gehalt zu niedrig, die Nacht zu kurz und die Temperaturen draussen …… Sie wissen schon. Schwamm drüber! Aber mein Interviewpartner ging nur kurz auf den Preis für E-Books selbst sein. Viel länger sprachen wir über darüber, dass der Preis für ein E-Book (letztlich nur eine Datei) kaum niedriger ist als das gedruckte und gebundene Buch. Er sprach darüber, dass er es als als flasch ansieht, dass die Datei der englischen Spache hier nicht, oder nur zu einem hohen Preis zu bekommen ist – und umgekehrt. Von technischer Seite betrachtet können wir wohl davon ausgehen, dass die zwei Sprachdateien auf dem selben Server liegen. Meine eigene Einschätzung dieser Situation: Das sind Marktpreise die verlangt werden weil der Händler eben weiss, dass jemand, der ein Buch in einer anderen Sprache lesen will, gewohnt/bereit ist einen höheren Preis dazu zu zahlen. So wie ich Herrn G. kennen lernte ist es für ihn üblich, auch in Ländern zu sein, in denen auch englisch gesprochen wird. Der höhere Preis stellt für ihn einen Anachronismus da.
Sie sprechen die Bibliotheken an, mir stehen bei den Liziensierungsbedingungen von E-Books die Haare zu Berge. Früher [tm], in der guten alten Zeit schaffte eine Bibliothek eine bestimmte Anzahl eines Buches an und konnte diese verleihen. Auch E-Books können in Bibliotheken ausgeliehen werden. Aber zu welchen Bedingungen? Genau wie zu der Zeit, als nur so viele Exemplare wie physisch im Regal stehen verliehen werden können darf die Bibliothek zeitgleich nur so viele E-Book-Exemplare verliehen wie sie lizenziert hat. Hier werden die Restriktionen, die es in der analogen Welt gibt, ohne Not in die digitale Welt, in der es keine Knappheit geben müsste, weil eine Datei eben beliebig oft rausgegeben werden kann, übertragen. Vorschläge der Bücherreien zu alternativen Lizenzierungsmedalitäten (durchaus zum Vorteil aller) wurden ausgeschlagen, es soll das alte Modell erhalten bleiben. Kann man natürlich versuchen, der Markt sucht sich einen anderen Weg.
Letztlich ging mein Gesprächpartner noch auf Einschränkungne der E-Books auch für Käufer ein. Dass das E-Book nicht verliehen werden kann, dass die Lizenz widerrufen werden kann (Amazon löscht schon mal per Fernbedienung Bücher wieder vom Kindle runter). Auch beim Umzu in andere Länder wurden schon E-Books aus dem Reader raus gelöscht. Hier denkt der Käufer (und auch ich) durchaus analog: was ich gekauft und bezahlt habe darf mir nicht wieder weeggenommen werden. Natürlich haben Sie Recht wenn sie sagen “der Verlag sagt an, nicht der Käufer”, aber wundert es Sie wirklich, wenn die Käufer unter diesen Bedingungen zu Quellen abwandern, die keine Gefahr eines Totalverlustes bergen?
Der Peis der E-Books ist ein Ärgernis im Vergelich zur gedruckten Ausgabe. Die anderen Umstände wiegen allerdings schwerer. Das waren die Schwerpunkte des Interviews.
Das Rad scheint sich mit der Buchbranche analog zur Musikbranche weiterzudrehen. Kaum jemand kauft DRM-“verseuchte” Datein und immer mehr Menschen suchen sich alternative Wege, obwohl sie eigtl. von den Hauptvertriebswegen der Verlage off- und online gerade zu umzingelt sind. Naja, was soll’s, lieber auf die Tauschbörsen schimpfen und keinen Cent mehr verdienen. Die Musikindustrie hat 10 Jahre gebraucht um zu lernen, dass ohne DRM mehr gekauft wird, dass stärker gekauft wird, was (bei Youtube und co) kostenlos zu haben ist. Mal schauen, wie lange die Verlage und diverse Autoren brauchen, den Knoten zu durchschlagen.
Das Problem ist doch: DRM zeugt nicht von Vertrauen und lockt vielerlei Leute dieses zu brechen – einfach, weils geht. Richtig? Nö.
Warum gibt man also irgendwelchen dubiösen Hostern sein Geld statt den Autoren? – weil diese Hoster einen Bruchteil des Preises verlangen – weil man das Buch/Lied/Spiel/Video vermutlich sowieso nicht liest/hört/schaut bzw. nur teilweise – weil – bei Spielen und Liedern – keine Vereine dahinter stecken, die Grundgesetz-widrige Praktiken anwenden, um an das Geld zu kommen (GEMA mit ihrer erkauften “GEMA-Vermutung” bzw. Steam/Origin mit ihren Ansätzen Gebrauchtkopien zu vermeiden) – weil bei weitem nicht jedes Buch/Spiel/Lied/Video ihr Geld wert ist – und um das zu entscheiden, brauch es Zeit
Ein Beispiel: ich habe von nem Kumpel das Spiel “To the Moon” (freebirdgames) erhalten und ausprobiert, ja fast durchgespielt. Aber das Spiel war SO gut, dass ich mir das Spiel gekauft habe – ganz einfach weil ich der Meinung bin, dass die Autoren es verdient haben. Selbiges gilt auch für eine Menge anderer Spiele/Lieder. Auch kommt z.B. auf meine PS3 nur das, von dem ich überzeugt bin (und es daher gekauft habe).
Ich gebe zu, dass das Konsumverhalten nicht immer richtig ist – aber insbesondere bei Jugendlichen gibt es einen “Konsumzwang” wenn man “inn” sein will. Richtig? Nö.
Ich bin auch dafür, dass Künstler etc. einen Lohn für ihr Werk erhalten – aber derzeit gibt es z.B. so viele Zwangsabgaben (auch von z.B. der GEMA auf irgendwelche USB-Geräte, die niemals Werke Dritter sehen werden), dass mein Scham in der Nutzung von zumindest nicht ganz legalen Liedern nicht so hoch ist, werde ich doch für Sachen ausgenommen, die absolut ungerechtfertigt sind. Außerdem profitieren von der Gewinnausschüttung auch zu wenig (insbesondere bei der GEMA).
Allerdings habe ich angefangen einfach auf z.B. Spiele von EA mit voller Absicht zu verzichten. Selbiges gilt auch für Spiele, Filme usw. von bestimmten “Herstellern”.
Aber ich frage mich – ganz abseits des Alltags – wo der Mensch wäre wenn es schon immer gewesen wäre wie es jetzt ist. Früher haben die Leute schamlos voneinander kopiert und Dinge als ihre eigenen ausgegeben. Andere haben Werke verbessert oder überarbeitet. Ich frage mich wie viele von ihnen irgendwelche Gebühren gezahlt haben.
Danke Vea und Falschenpost-Team! Ein gutes Beispiel dafür, wie die Dinge für die Schaffer des geistigen Eigentums stehen — Und siehe da, das Bild von der “Content-Mafia” ist doch etwas vereinfacht. Ich bin zuversichtlich, dass wir Piraten bessere Lösungen entwickeln können.
Das glaube ich nicht. Wenn die Lösungen der Piraten für Urheber besser wären, hätten die Piratinnen Julia Schramm und Marina Weisband für ihre Romane nicht das Geld der “Content-Mafia” angenommen, sondern wären ihren hehren Überzeugungen gefolgt und hätten ihre Romane für den Privatgebrauch kostenlos zur Verfügung gestellt.
Man hat sie nun supported, … … das ist der einzige und letzte Fehler, … so schreibt sie nicht mehr selbst, …
Ich zahle in D für ein E-Book das gleiche wie für ein gedrucktes Buch. Schwachsinn! So lange ich ein E-book weder verschenken, noch verleihen, noch ausdrucken darf bin ich nicht bereit, so viel Geld zu bezahlen.
E-books sind einfach unverschämt überteuert – wenn der Preis irgendwann einmal angemessen wird ODER die Leistung irgendwann einmal dem Preis (bzw. den Möglichkeiten eines gedruckten Buches) entspricht werde ich auch eines kaufen.
Vorher nicht, ich bin doch nicht bescheuert.
Und, liebe Autoren: Jeder der das vollkommen unangemessene Modell der Buchpreisbindung für E-Boks unterstützt, zählt zu denen, die ich NIEMALS kaufen werde. Und das diskutiere ich auch nicht!
Stinne
Liebe F.lein Kaiser, der Bestseller “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” (auch so’n 500-600seitiger) kostet um die 15€, und Fr Jelinek (Lit-Nobelpr)bietet einige iherer (kürzeren) Schriften sogar umsonst im Internet an, in voller Länge!