Ein Gastartikel von Johannes Thon (@duesenberg_)
Innerhalb kurzer Zeit haben sich 26 Piraten aus allen Landesverbänden (LV) zusammengefunden, um eine bundespolitische Position zur Bundestagswahl 2013 zu entwickeln. Dass eine AG Kulturpolitik dringend nötig war zeigte sich bereits darin, dass es erforderlich war, zeitnah Positionen zu der geplanten Grundgesetz-Änderung der SPD, Sport und Kultur als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern, zu erarbeiten und auch zum Thema Mehrwertsteuerpflicht für Musik- und Tanzunterricht eine Meinung zu erarbeiten. Das wurde dann mit viel Energie und Verve erfolgreich erledigt.
Leider sind noch nicht alle Landesverbände in der AG Kulturpolitik vertreten, allerdings wäre das wirklich wichtig, da Kulturpolitik in erster Linie der Kulturhoheit der Länder obliegt und sich daraus viele Bedürfnisse an die Bundespolitik ableiten.
Deswegen unser Aufruf: Kommt zur AG Kulturpolitik um Programme für den eigenen LV und für das Bundesprogramm zu erarbeiten, wir sind nett. 🙂
Kulturpolitik wird 2013 ein sehr wichtiges Thema (und ist es auch schon) für die Piratenpartei, sind die Piraten doch auch aus einem kulturellen Thema heraus entstanden. Es ist wichtig, sich neben den Themengebieten Netzpolitik, Urheberrechtsreform und BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen) als Kulturpartei zu etablieren, noch dazu weil das in keiner anderen Partei einen derartigen Stellenwert hat.
Damit wird auch Glaubwürdigkeit gerade bei den kulturell und künstlerisch aktiven Menschen erarbeitet, welche oft der irrigen Annahme sind, die Piratenpartei würde den Urhebern die Butter vom Brot nehmen und das Brot gleich mit.
Viele andere Aspekte leiten sich hieraus ab, es gilt die Künstlersozialkasse genauso zu reformieren wie die GEMA, die Demokratisierung der Förderlandschaft ist zwingend zu fordern, damit hier eine entsprechende Transparenz und Nachvollziehbarkeit einziehen kann. Auch gilt es zu vermitteln, dass Kunst und Kultur nicht nur in den Leuchtturmprojekten der Politiker stattfindet, sondern dass jeder Mensch ein kulturell aktives Wesen ist.
Kultur ist der wichtigste Faktor zur Identität einer Gesellschaft den es gibt. Es ist für die Zukunft wichtiger den je, dass sich jede Kultur schrankenlos entfalten kann. Es gilt unsere Kultur und zu vermitteln, dass z.B. auch Netzkultur gleichwertig neben allen anderen kulturellen Werten seinen Platz hat. Kultur kann und darf nicht zum Spielball politischen Kalküls werden und muss sich bewahren können, sei es um der kindlichen Kreidekritzeleien auf der Straße oder einer hinreißenden Arie in der Oper willen.
Kommentare
3 Kommentare zu Die Kulturpiraten stellen sich vor
Klar braucht s eine Kultur AG! Die Kultur der neoliberalen Modernen muss überwunden werden durch bessere Konzepte. Mein Slogan: Kulturgesellschaft statt Benzingesellschaft. D.h. inhaltlich eine Infragestellung aller gaengigen Paradigmen wie Mobilitaet, Ungleichheit, Haesslichkeit der Heimat, kulturelle Regulierung und Strangulierung durch das Amtwesen, usw. Gerade auch auf europaeischer Ebene muss viel geschehen. Die EU krise ist ja gerade eine Konsequenz mangelnder KULTURELLER Integration. Man schaue sich das Programm der zypriotischen Kulturkommissarin an: nichts. nichts ausser: mehr Mobilitaet für Kuenstler! Mobilitaet = Identitaet Europas? Das Gegenteil ist der Fall. Kultur wurde von fast allen als ein clip on set begriffen. Dagegen sind Kulturleistungen zentral auch für die Wirtschaft. Ohne Picasso kein Citroen”Picasso”. Ohne jahrhundertelange Kunstbauten kein Turismus in Paris oder Prag, usw. Da muessen auch viele Piraten umlernen, die noch in der modernen neoliberalen Kultur verhaftet sind. Und: selbstkritisch Beobachten was Ipods, tablets usw für kulturelle Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.
Kunst gibt es schon so lange, wie es die Menschheit gibt. Sie bot schon immer Möglichkeiten, auf die ein oder andere Art und Weise Kreativität auszubilden, sich aber auch mit dem Individuum und der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Daher ist die Binsenweisheit “Kunst ist der Spiegel der Zeit” auch durchaus angebracht und richtig. Jede Zeit braucht ihre Künstler, die die gesellschaftlichen Zustände mitunter kritisch beobachtet und die Menschen auf Umstände und Missstände hinweist oder auch einfach nur für Unterhaltung sorgt. Und eben jene Künstler brauchen auch Unterstützung und Förderung. Wenn man in Bayern von Förderung spricht, so muss zunächst München genannt werden, da die CSU sich gerne mit der Kunst und Kultur in ihrer Landeshauptstadt rühmt (ganz davon zu schweigen, dass viele der Kunstschätze fränkische Herkunft haben). Nicht zu unrecht ist daher die Kritik da, andere Städte und Regionen würden vernachlässigt werden. Es ist nötig, nicht nur mehr Transparenz in die Verteilung zu bringen, sondern auch diese neu zu definieren – auch nicht-staatliche Institutionen (wie das Orchester Nürnberg) tragen einen großen Beitrag zur kulturellen Bereicherung unseres (Bundes-)Landes bei, daher dürfen diese hinter München nicht zurückbleiben. Auch die Relevanz zeitgenössischer bildender Künstler darf hinter dem Erhalt historischer Denkmäler nicht zurückbleiben. Es ist mittlerweile durchaus an der Zeit, die Förderung nicht nur auf Landes-, sondern auch auf Bundesebene neu zu definieren – darum ist es gut, das dieses Thema, das bisher ziemlich übergangen wurde, nun auch bei den Piraten Anklang findet.
Hallo, mich interessiert, inwiefern die Piraten die Künstlersozialkasse reformieren möchten. Hierzu schonmal ein Vorschlag von einer dort Versicherten: Es ist ein Unding, dass jeder Künstler am 1. Dezember melden muss, wieviel Gewinn (!) er im nächsten Jahr machen wird – sprich: wieviel Einnahmen er voraussichtlich haben wird, und wie hoch seine Ausgaben sein werden. Aufgrund dieser Meldung wird der Beitrag errechnet. Wenn sich aber im Dezember des nächsten Jahres herausstellt, dass man sich grob verschätzt hat (denn die wenigsten Künstler können hellsehen), gibts Ärger. Man kann nicht rückwirkend ändern, sondern nur für die Zukunft. Was blöd ist, wenn man z. B. im Dezember einen einmaligen Riesen-Auftrag an Land gezogen hat – denn dieser zusätzliche Verdienst wird dann weder rückwirkend noch zukünftig für die Beitragsberechnung berücksichtigt. Das muss geändert werden! Es ist überhaupt schon ein Unding, dass Künstler ihr Einkommen schätzen müssen und bestraft werden, wenn sie sich verschätzen. Dann sollte man die Beitragsberechnung am besten RÜCKWIRKEND (z. B. monatlich, per Quartal oder halbjährlich) machen, das wäre gerecht.
Es können keine neuen Kommentare mehr abgegeben werden.