Ein Mann lügt, beziehungsweise verschweigt wichtige Tatsachen. Er rückt nur auf Nachfrage scheibchenweise mit der Wahrheit heraus. Dieses Verhalten ist menschlich, auch wenn es nicht gerade von Charakterfestigkeit zeugt. Dumm ist nur, dass dieser Mann nicht irgendjemand ist, sondern der Bundespräsident unseres Landes.
In dieser Rolle ist er vor allem eine Repräsentationsfigur mit Vorbildfunktion. Völlig zu Recht wird im Fall Wulff Aufklärung verlangt. Wenn schon dieser Mann das Land, in welchem ich lebe, vertritt – und somit in weiterem Sinne auch mich als Bürgerin – erwarte ich, dass er mit offenen Karten spielt und zu den Dingen, die er sowohl als Herr Wulff wie auch als Bundespräsident verzapft, steht. Und zwar mit geradem Rücken und klaren Worten. Seine Stellungnahme hingegen, wirft mehr neue Fragen auf, als dass sie echte Antworten geliefert hätte.
Völlig befremdlich finde ich die Aussage von Finanzminister Schäuble, dass er in den Diskussionen zur Kreditaffäre von Christian Wulff mehr Zurückhaltung wünscht. Dies würde dem Amt schaden. Bildungsministerin Schavan äußerte sich ähnlich.
Wie bitte? Habe ich das richtig verstanden? Das Bedürfnis nach Offenlegung des Sachverhaltes beschädigt das Amt des Bundespräsidenten? Das ist eine interessante Form der Umkehrung von Ursache und Wirkung. Wenn, dann hat Herr Wulff dem Amt geschadet. Was mich an dieser Sache wirklich stört, ist, dass sich mir hier eine Assoziation aufdrängt: Ist das Amt des Bundespräsidenten zur Unfehlbarkeit verdammt, so wie dasjenige des Papstes? Ich sage bewusst “verdammt”, denn ich finde es bizarr, dass ein Amt heilig und unantastbar sein soll. Ein Amt, ausgefüllt von seinem Ausübenden, soll der Gemeinschaft dienen und nicht als heilige Kuh fungieren.
An dieser Stelle frage ich mich, ob es noch zeitgemäß ist, dass eine einzelne Person einen Staat vertritt. Für meinen Geschmack hat das einen unangenehmen royalen Charakter und widerspricht basisdemokratisch orientierter Politik. Vielmehr sollte eine ausgewogen gewählte Gruppe von Personen – quasi wie ein Vorstand – ein Land (hier: die BRD) repräsentativ vertreten. Auf diese Weise würde auch kein Amt oder seine Funktion beschädigt, falls einmal wieder ein einzelner Mensch Fehler macht. Was öfter mal vorkommen soll, wie ich hörte.
Jasmin Karrenbauer
Kommentare
2 Kommentare zu Wulff: Das Amt und der Schaden
Nach Presseberichten soll Herr Wulff einmal gesagt haben er sei kein Alphatier. Das ist nun bewiesen. Dazu gemacht hat ihn eine skrupellose Frau, die alles und jedes ihrem Machtstreben opfert, koste es, was es wolle. Schaden vom deutschen Volk zu wenden? So nicht. Ein rollierender Bundespräsident, wie in der Schweiz, wäre auch denkbar. Aber bisher hat sich diese Einrichtung eigentlich bewährt und sehr gute Männer hervorgebracht, darunter sogar hervorragende Geister. Was ich mir wirklich mal wünschen würde wäre ein Frau als Bundespräsidenten.
Die schweizerische Einrichtung eines rollierenden Bundespräsidenten würde ich sehr begrüßen. Das würde dem Amt diese “päpstliche Aura” nehmen. Einen Ersatz-Kaiser brauchen wir nicht, auch wenn leider viele Mitbürger noch immer obrigkeitshörig sind. Im übrigen kann das doch Frau Merkel in Personalunion erledigen. Gestern der Bundespräsident in Italien – heute Frau Merkel. Deutschland würde erhebliche Kosten sparen. Wir sind sowieso bedenklich auf dem Weg zu einer griechischen Republik. Es ist Zeit, die Kosten für unsere zahlreichen föderalen REGIERUNGEN einzusparen.
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